Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Голод в Республике немцев Поволжья в 1920-х и 1930-х гг.
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Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Die Welt-Post

Die Welt-Post wurde von vielen russlanddeutschen Einwanderern in den USA und Kanada gelesen. Die deutschsprachige Wochenzeitung erschien vom 13. April 1916 bis 18. September 1970.

Ursprünglich wurde das Blatt in Lincoln, Nebraska gedruckt, seit 1919 zusätzlich in Omaha, Nebraska. Ab Juli 1958 erschien die Zeitung ausschließlich in Omaha. 1970 schloss sich "Die Welt-Post" mit anderen deutschsprachigen Zeitungen zusammen unter dem Namen „Die Welt-Post und der Staatsanzeiger“.

Ausgaben bis 1966 sind als Mikrofilm einsehbar im Bestand der Kongress-Bibliothek in Washington.

170.000 Russlanddeutsche sollen allein 1920 und 1921 an der Wolga verhungert sein. Die Hungersnot in jenen Jahren hätte womöglich noch viel mehr Opfer gefordert, hätten nicht Angehörige und Freunde in den USA mit Spenden und Hilfsaktionen geholfen.
http://www.ornis-press.de/vor-90-jahren-hungerbriefe-aus-russland.1477.0.html

Письма поволжских немцев в Америку 1920,1930-х годов, которые были опубликованы в немецко-язычной газете "Die Welt-Post".
Существует каталог, в котором эти письма рассортированы по колониям.

Изображение

перечень колоний, письма из которых были опубликованы в немецко-язычной газете "Die Welt-Post".
http://forum.wolgadeutsche.net/viewtopi ... 5&start=60

Газеты эти можно заказать в Американском историческом обществе (AHSGR ) в Lincoln, Nebraska

https://ahsgr.site-ym.com/

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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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26 немецких колоний, многие найдут милые и родные для себя названия

Sechsundzwanzig Wolgadörfer im Reim bedacht.
Von F. A. Lorenz (?)


Melodie: Jesu meines Lebens Leben
(Dieses Gedicht wurde schon vor mehreren Monaten angefangen, als die Not dort auf’s höchste gestiegen war. Der vielen Arbeit wegen konnten wir es nicht eher fertig stellen.)

Messer, ach, mein liebes Messer,
Wo einst meine Wiege stand.
Einst ging’s Deinem Volke besser,
Als ich dort das Leben fand.
Doch nach sechsundfünfzig Jahren
Muß zum Leide ich erfahren
Wie die schnöde Hungersnot
Viele stürzet in den Tod.

Moor, du liegst acht Werst zur Linken
Gut weiß ich davon Bescheid
Auch dein Bürgertum muß trinken
Von dem Kelch der Bitterkeit.
Manche sind aus Dir geflüchtet,
Andre hat der Feind vernichtet.
Und des Weinens gibt es viel
Ob dem großen Trauerspiel!

Weiter links find Balzers Grenzen,
Das in Trauer ist gehüllt.
Vieles will dort auch nicht glänzen,
Trotzdem es als Stadt nun gilt.
Reichen ist ihr Gut entzogen,
Und die schweren Armutswogen
Haben, was dort angehäuft.
Längst verschlungen und „ersäuft“

Was soll ich von Anton sagen?
Auch dort geht man seht gebückt
Und hört weiter nichts als Klagen
Von der Not, die eingerückt.
Leute, die Wekesser heißen
Helfen dort die Armen speisen
Bringen aus Amerika
Ihren Freunden Hilfe nah.

Schilling, an der Wolga liegend
Pflegte regen Schiffsverkehr.
Doch auch dort ist nicht genügend
Gute Menschennahrung mehr.
Aller Vorrat ist verschwunden
Und in den Entbehrungsstunden
Flehn die Bürger in der Not
Stets um Kleidung und um Brot.

Beideck an der Landesstrasse.
Eine schöne Kolonie.
Leidet Not in gleichem Maße
Wie die Menschen, so das Vieh.
Einer schlechten Ernte wegen
Können sie den Schicksalsschläger
Gipfelnd in den Hungerweh’n
Ohne Hilfe nicht entgeh’n.

Vierzig Meilen nach dem Westen
Geht es dann zunächst nach Frank.
Dort steht es auch nicht vom besten
Leute hungern und sind krank.
Hunderte sind fortgezogen
Unter großen Trübsalswogen
In den Lebens Mißgeschick
Suchend in der Ferne Glück.

Manchen Namen noch zu schreiben
Bietet sich der beste Grund
Und so muß ich einverleiben
Kolb in den Kolonienbund.
Viele Freunde und Bekannte
Habe ich in diesem Lande.
Deren Herz für Kolb entbrennt,
Wenn man seinen Namen nennt.

Nun erschallt die ernste Bitte
Viele rufen, wie im Chor:
Lenke eilend deine Schritte
Medwetzwärts, nach Walters Tor.
Unter Schluchzen, unter Weinen
Schlicht so mancher an die Seinen
Dort in Walter Öl und Brot
In der großen Hungersnot.

Ach, zehntausend Norka-Leute
Folgen mir mit Spannung nach
Denn ihr Dorf fiel auch zur Beute
Ungerechter Schuld und Schmach.
Trotz des Fleißes seiner Bürger
Fordert dort der Menschen-Würger,
Tod, fast täglich seinen Zoll
Und sein Maß wird niemals voll.

Huck, was soll ich von dir buchen
In Gedanken tief versenkt
Später will ich dich besuchen
So mir Gott das Leben schenkt.
Du liegst nur zehn Werst von Messer
Und sobald die Zeiten besser
Wird mein Wunsch vielleicht erfüllt
Und mein Heimweh auch gestillt.

Kutter, sei samt Deinen Lieben
Mir gegrüßt auf dieser Bahn!
Du bist mir ins Herz geschrieben
Schon von früher Kindheit an.
Denn es gingen meine Eltern
Sommers zwischen Weizenfeldern.
Winters auch bei Sturm und Braus
Viel bei Hanhardt’s ein und aus.

Wenn mein Vater frisch und wacker
Uns zur „Aespe“ hat gebracht,
Wo auf dem Kartoffelacker
Wir dieselben ausgemacht.
Da lag Dönhof dicht daneben
Oftmals hat es sich begeben,
Das er selbst und ich, als Kind
Durch das Dorf gefahren sind.

Wenn wir uns nun südwärts wenden
Kommen wir zunächst nach Grimm,
Wo man steht mit leeren Händen,
Traurig ist ihr Loß und schlimm.
Trotz der wunderschönen Lage
Steigt die Not mit jedem Tage
Und man ruft: bringt Hilfe nah,
Freunde in Amerika!

So wir weiter südwärts stoßen
Geht’s in einen deutschen Ort,
Der den Namen führt Franzosen,
Trotzdem kein französisch Wort.
In demselben wird gesprochen.
Dort gab’s viele Hungerwochen.
Gott sei Dank, der Todesschrei
Fit zum größten Teil vorbei.

Zielen wir denn hin nach Bauer,
Nach Nordwesten muß es geh’n.
Vielen ward das Leben sauer,
Die noch heut in Armut steh’n.
Allen fehlten Lebensmittel
Und manch trauriges Kapitel
Hat man unter Wehmutslast
In dem Dorfe abgefaßt.

Dietel, dein Volk muss ich loben
Für die schöne Liebestat;
Weil es trotz der Armutsproben
Messer schön behandelt hat.
Halfen Samen zu erstatten,
Weil die schwache Pferde hatten.
Hat er nützlich sich gemacht
Und den Samen hingebracht.

Laßt uns nun nach Westen ziehen,
Machen Halt in Hussenbach.
Wo man in des Lebens Mühen
Seufzet unter jedem Dach.
Grenzenlos an seinen Pforten
Richt an die von andern Orten.
So ist sie doch groß und schwer.
Speicher sind so gut wie leer.

Merkel, einer deiner Leute
Hier in diesem reichen Land,
Hat genug der Mammonsbeute,
Das er könnt mit freier Hand
Allen deinen Kummer stillen,
Hätte er dazu den Willen –
Doch er hält den Mammon fest,
Kümmert sich nicht um den Rest.

Wie soll Kratzke ich besingen,
Da ich niemals drinnen war?
Dies muß schließlich doch gelingen,
Denn ich kenne eine Schar,
Stammend her aus deinen „Zonen“
Die bei Russel, Kansas wohnen
Hoffe, dass sie emsiglich
Sorgen in der Not für dich.

Kautz, aus dir traf ich schon Leute
Hüben in Amerika
Doch sind deren Namen heute
Mir nicht im Gedächtnis nah.
Aber du gehörst zum Bunde
Und aus diesem einen Grunde
Kehrt man ein zu deiner Tür
Und hat Mitleid auch mit Dir.

Und nun Dreispitz zu vermelden,
Macht sich der Skribent bereit.
Fremd darf dieses Dorf nicht gelten
Denn man kennt es weit und breit.
Mancher Arme hat von drüben
Seinen Freunden hier geschrieben;
Schwer bedrücket und verzagt
Ihnen seine Not geklagt.

„Tscherbakowka einverleiben!“
Ruft Freund Konrad Reisig mir
Er hat Recht, schnell muß ich schreiben
Tscherbakowka nach Gebühr.
Viele Freunde und Bekannte,
Ja, dazu auch noch Verwandte
Kenne ich aus jenem Ort.
Drum gibt’s hier ein freundlich Wort.

Galke spielt auch eine Rolle,
Da so mancher Mann im Schweiß
Täglich wirkt aus seiner Scholle
Und erwirbt sich seinen Preiß.
Womit er auch seinen Lieben
Lindern hilft den Notstand drüben.
Wo einst seine Wiege stand,
Teilt er aus mit freier Hand.

Dobrinka muß ich erwähnen,
Adam Seifert wünscht es so;
Er gehört ja auch zu denen,
Die die Welt-Post stimmet froh.
Doch zuweilen drückt ihn Kummer
Und er phantasiert im Schlummer
Über seines Dorfes Not,
Weil dort fehlt das liebe Brot.

Stephan liegt in diesem Kreise
Und ist auch vor Hunger krank
Denn es muß auf gleiche Weise
Schlürfen aus dem bittern Trank.
Doch, Gottlob, an allen Orten
Ist ja Hilfe schon geworden;
In dem schweren Lebenslauf
Lodert neu die Hoffnung auf.

Die Welt-Post, Donnerstag, den 13. Juli 1922.
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Namensliste der im Austande gefallenen Wolga-Deutschen.
___________________

Dies ist die Namensliste der gefallenen Wolgadeutschen in den Kämpfen während des großen Frühjahrsaufstandes im Wolgagebiet, sowie auch der Erschossenen durch das Revolutionstribunal und der Verschollenen:

Brabander (Seelman) –
Gefallen:
Georg d. Mart. Schewalje,
Roohs d.Peter Rach,
Anselmus d. Jos. Vogel,
Jonas d. Georg Behm,
Alexander d. Peter Stark,
Peter d. Michel Schewalje,
Albert d. Johs. Abt,
Alexander d. Peter Sommer,
Linus d. Johs. Schewalje,
Peter d. Johannes. Mollecker.

Dehler (Seelmänner):
Gefallen:
5 Personen (Namen unbekannt)


Seelmann (Bez. Stadt):
Gefallen:
Konstantin Glock;
Erschossen:
Adam d. Andreas Paul,
Georg d. Andreas Paul,
Heinrich d. Peter Baer(Bähr),
Andreas d. Johs. Raab,
Georg d. Adam Dietrich,
Peter d. Peter Zimmerman,
Johs. d. Andreas Dantaeumer (Dandörfer?),
Georg d. Johs. Dantaeumer,
? Sohn von Johs. Dantaeumer (Brüder),
Johs. d. Philipp Seewald,
Alexander d. Wilh. Baer,
Johannes Neimann,
Philipp d. Peter Beimler,
? Sohn von Joseph Beimler,
Alexander d. Adam Frank,
Johns. d. Peter Hess,
Joseph d. Johs. Haach,
Heinrich d. Jakob Müller,
Jakob d. Jakob Müller,
Adam d. Johs. Stangewitz,
Johs d. Johs. Stangewitz,
August d. Konst. Koujatlowski,
23 Personen (Namen unbekannt),
Verschollen: Karl Maibach

Eckheim (Seelmänner):
Gefallen:
Heinrich d. Jakob Korch,
Friedrich d. Georg Korch,
Erschossen:
Konrad Zisch,
Jakob Eberhardt,
Verschollen:
Johs. d. Friedr. Suchhaus,
Heinrich d. Friedr. Suckhaus,
Friedrich d. Adam Mai,
Heinrich d. Heinr. Ellsasser,
Heinrich Keller,
Jakob Wasenmuller,
Adam Koch,
Johs. D. Jakob Laimann,
Konrad d. David Kerbs,
Alexander d. Daniel Schaefer,
Heinrich Koch,
Georg Jagel,
Jakob d. Johs. (Name nicht lesbar),
Friedrich d. Friedrich Wittman.




Hussenbach (Seelmänner):
Gefallen:
Jakob Kisselmann,
Kaspar Meier,
Jakob Lais (Klasse),
Jakob Klein,
Konrad Pauli,
Kath. Simon, geb. Keil, Frau des Jakob Simon,
Friedr. Pfeifer.
Erschossen:
Jakob Erbes,
Heinrich Schwarz,
Gottlieb Hamburg,
Heinrich Kisselmann,
August Hirschtein?,
Die Frau des August Hirschtein
Georg Hamburg,
Heinrich Hamburg,
Wilhelm Lais,
Georg Rempel,
Alexander Pinnecker,
Georg Sugges (Suppes?),
Heinrich Sugges (Suppes),
Johannes Stroh,
Philipp Reiter,
Heinrich Velker,
Leonhardt Dietz,
Georg Mehling,
Konrad Heinze,
Christ Schiffner,
Georg d. Heinrich Lais,
Heinrich Eisel,
Heinrich Hügel;
Folgende neun Männer sind alle, nachdem sie vom Tribunal gerichtet waren, im Gefängnis ärmlich nach langer Pein verhungert:
Heinrich Schwarz, Jakob Pfeifer, David Erbes, Jakob Hempel, Jakob Hartung, Alexander Dietz, Jakob Stärkel, Konrad Wink, Jakob Geist.

Rohleder (Katharin):
Gefallen: Georg d. Michael Spötter,
Peter d. Joseph Kapp,
Erschossen:
Friedrich d. Michel Spötter,
Peter son of Joseph Kapp:
Sebastian Rokker,
Joseph Klaßmann,
Nikolaus Paul,
Florian d. Nik. Paul,
Peter d. Peter Paul,
Peter d. Franz Paul,
Simon d. Christ Paul,
Joseph d.? Paul,
Joseph d. Peter Paul,
Alexander d. Johs. Paul,
Joseph d. Anton Paul,
Jakob d. Franz Paul,
Florian d. Franz Paul,
Adolph d. Franz Paul,
Michel d. Anton Kapp,
Franz d. Franz Doppler,
Bonifatius Schwieger,
Konrad Schwieger (Brüder),
Alexander d. Ant. Schönberger,
Peter d. Franz Schönberger,
Johs. d. Joseph Schönberger,
Florian d. Fl. (Schönberger) Klassmann,
Anton d. Anton Raim,
Joseph d. Joseph Kapp,
Simon d. Franz Deimling,
Joseph d. Mich. Dreiling,
Joseph d.? Kohlmann,
Peter d.? Glockner,
Alexander d. Johs. Gräf,
Joseph Springer (Dorfschreiber),
Franz d. Anton Deppler,
Johannes Weber,
Andreas Schweiner,
Nikolaus d. Blasius Auer,
Peter Lederhos,
Alexander Schäfer,
Anton d. Jakob Walter.

Verschollen:
Johs. d. Johs. Rohläder,
Johs. d. ? Wittmann,
Nikolaus d. Nik. Auer.

Graf, Katharinenstadt
In allem fielen durch Tribunal und im Kampfe gegen 250 Mann

Herzog, Katharinenstadt:
Erschossen:
Vater Gottlieb Bewatz,
Nikolaus Dreiling, mit Sohn und Enkelchen,
Alexander d. Peter Riedel,
Nikolaus Windholz,
Peter Just.
Durch Tribunal gefallen:
18 Personen (Namen unbekannt)

Deutsch Krasnoyar (Katharinenstadt):
Gefallen:
5 Personen (Namen unbekannt)
Erschossen:
Johs. Peif uns Sohn Alexander Peif.

Risenheim (Kath.)
Erschossen: 8 Personen (Namen unbekannt).

Reinwald (Kath.)
Erschossen:
? Langemann,
? Langemann (Brüder),
David Fleck,
Alexander Eirich,
46 Personen (Die Mehrheit fiel durchs Tribunal)

Schulz (Kath.)
Erschossen: Gottlieb d. Gottfr. Sässler, ? Trippel.

Reinhardt (Kath.)
Erschossen: 30 Personen (Namen unbekannt).

Alt-Urbach (Kath.)
Erschossen: 10 Personen (Namen unbekannt).

Schäfer (Kath.)
Erschossen: 2 Personen (Namen unbekannt).

Brunnental (Seelm.)
Gefallen: Wilhelm Stroh,
Wilhelm Berum,
Johannes Melinger,
Johannes Borgenz,
Wilhelm Gruenwald.

Erschossen:
Jakob Weber,
Johannes Becker,
Georg Seibel,
David Stroh,
Johs. Leonhart Seibel,
Johannes Schäfer,
Karl Müller,
Friedrich Honstein mit Pastor Johannes Grasmück,
Johannes Grünwald,
Wilhelm Schauermann,
Heinrich Stroh,
Alexander Schäfer,
Wilhelm Wagner,
Johs. Konrad Grünwald,
Heinrich Koch,
Konrad Ebenberger,
Adam Los,
Heinrich Seibel,
Johannes Hartung,
Heinrich Hartung,
Heinrich Hardt,
Friedrich Gister,
Heinrich Wiederspan,
Konrad Lebsack (seine Frau ist im Gefängnis verhungert nach dem Tribunal-Urteilspruch),
Konrad Grünwald,
36 Personen (Namen unbekannt)

Die Welt-Post – Donnerstag, den 16. März 1922
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Brief aus Russland

Huck, 16. Januar 1922.
An Alexander Seibel, Grand Island, Nebraska. Lieber Alexander! Ihr Brief vom 9. November ist in unseren Händen. Besten Dank. Als wir ihn erhielten, war der Vater noch gesund, gegenwärtig leidet er aber an dem tückischen Fleckentiphus, deshalb halte ich es für meine Pflicht, an seiner Stelle Ihren Brief zu beantworten. Es macht uns große Freude, wieder einmal etwas von Ihnen hören zu dürfen, überhaupt aus einer besseren Welt eine gute Nachricht zu bekommen. Man merkt sofort, dass ihr im vollen Sinne des Wortes noch lebt, aber wir armen Menschenkinder kennen das eigentliche Leben gar nicht mehr. Unser Leben ist unbeschreiblich arm und unser Schmerz groß, so dass wir fast sagen möchten: ist auch ein Schmerz wie unser Schmerz? Noch nie haben unsere Wolgagemeinden solchen Jammer sehen müssen, wie jetzt. Täglich sterben Alte und Kinder, ausgezehrt von Hunger und Elend, es herrscht beispiellose Hungersnot. Was wir leiden, ist das höchste Maß des Leidens. Wie Bluthunde fielen die Rotten der … über uns Deutsche. Sie mordeten, was sie zu morden gelüstete, oft unter großen Martern, machten die Dörfer zu Wüsteneien, raubten alles, was zum Leben gehört. Verlassene, verwaiste Kinder irren zu Tausenden umher. Das gesegnete Gebiet sieht sich nicht mehr ähnlich. Überall ist der Tod und der Hunger eingekehrt. Oft möchte man verzweifeln und den Glauben an eine Besserung ganz aufgeben. Sollte es, denn wirklich Gottes Wille sein, dass alles verloren gehe und alles dahinsterbe? Ja, man möchte es beinahe glauben. Natürlich, man sucht die Not zu lindern, es sind durch Mister Repp beinahe in allen Dörfern amerikanische Küchen eröffnet worden, aber das hebt die große Not noch lange nicht auf.
Könnten Sie nur einmal einen Augenblick hier sein und sich alles ansehen, so würden Sie erst eine richtige Vorstellung von dem unbeschreiblichen Elend bekommen. Die Preise für die Lebensmittel und auch alles Übrige sind so hoch, dass uns Beamten gänzlich die Möglichkeit genommen ist, zu existieren. Man möchte Hilfe suchen, weiß aber nicht, wo man sich hinwenden soll, überall ist die gleiche Armut.
Sie, lieber, glücklicher Alexander, der Sie wahrscheinlich eine Ahnung von unserer Armut gehabt, bieten uns Ihre Hilfe an. Wir werden sie mit dankbarem Herzen annehmen und versprechen Ihnen, in Zukunft, wenn dieselbe bei uns wieder einmal besser werden sollte, alles zu vergüten. Vor allen Dingen fehlt es an Lebensmitteln und dann auch an Kleidungsstücken und Schuhwaren. Kleidungsstücke werden direkt von Amerika aus, an die betreffende Person geschickt, die Lebensmittel aber bekommt man auf folgende Weise: Sie bezahlen draußen eine bestimmte Summe Dollars ein, für eine bestimmte Person, wollen annehmen Jakob Rusch, dann werden wir auf das Duplikat hin, dass wir zugeschickt bekommen, hier durch die amerikanische Kommission zur Hilfeleistung der Wolgadeutschen aus dem Vorrat, denn sie hat, die Produkte erhalten. Wenn sie mal 100 Dollar einzahlen, so bekommt man hier so viel Produkte, dass man fast fünf bis sechs Monate leben kann. Auf diese Art haben schon viele Privatpersonen Geschenke bekommen.
Jetzt noch einiges über die allgemeinen Verhältnisse in unserer Familie. Der jüngste Bruder, Johannes, ist vergangenen Sommer an Typhus gestorben. Ich, Konstantin bin erst unlängst aus dem Militärdienst demobilisiert worden und befinde mich gegenwärtig zu Hause und leiste Papa Hilfe. Jakob ist in Kane, Heinrich ist in Michelsfeld bei Ekaterinodar, meine Schwester Amalia befindet sich in Deutschland, sie ist erst im Dezember dort angekommen. Karl ist in Neu Messer Schulmeister, Immanuel in Merkel ebenfalls Schulmeister, Bruder Sascha ist in Huck beim Vater. Wie ich schon im Anfang erwähnt habe, liegt unser Papa schwer krank, meist immer ohne Besinnung, wir haben aber die größte Hoffnung auf Genesung. Mama ist vorläufig noch gesund. Die Pflege des alten Mannes macht ihr viel schlaflose Nächte. Sonst kann ich Ihnen gar nichts Erfreuliches aus der alten Heimat schreiben. Es grüßen alle herzlich.
Mit Gruß und Kuss Ihr
Konstantin Rusch.
_______________________________

Страшные письма; сердце кровью обливается...
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Die Welt-Post – Donnerstag, den 13. Juli 1922

Wichtiges von Dönhof
Lebhafte Erinnerungen von Einst und traurige Zustände von Jetzt.

Werte Leser der Welt-Post und teure Dorfgenossen aus Dönhof insonderheit! Nebenstehende Bilder wurden mir von dem Redakteur der Welt-Post, der mich vor einigen Tagen mit einem Besuch beehrte und auch immer ein gern gesehener Gast in meinem Hause ist, überreicht mit der Bitte, von denselben „Cuts“ machen zu lassen und mit einer Beschreibung in der Welt-Post zu veröffentlichen. Dies, sagte er, sei der Wunsch des jetzigen Schulmeisters zu Dönhof gewesen, der ihm die Bilder von dort aus zusandte. Darüber hatte ich eine doppelte Freude, einmal, dass wieder etwas aus meinem alten Heimatsdorf zu Gesicht bekam und zum andern, dass Herr Lorenz, sowie auch der Herr Schulmeister das Zutrauen hatten, mich mit dieser mühevollen und kostspieligen Arbeit zu beglücken. Aber was tut man nicht gerne für den Ort, wo einem seine Wiege stand und man zuerst das Licht der Welt erblickte. So will ich nun versuchen einige Erinnerungen, wie es einst dort war, zum Besten zu geben.
Als ich die eingesetzten Bilder zu Gesicht bekam, längere Zeit darauf schaute und sogar manche Gesichter aus früherer Zeit erkannte, so wanderte ich im Geiste durch die Straßen und Gassen des Dorfes Dönhof und sah dort das Leben und Treiben, wie es vor 20 – 25 Jahren war, und lade nun alle von Dönhof herzlich ein, mit mir im Geiste diesen Spaziergang durch die doppelten Gassen zu machen, wobei wir uns öfters längere Zeitperioden aufhalten wollen. Hierbei wollen wir aber gleich bemerken, dass wir uns da auch der Mundart bedienen wollen und zum Teil die dortige Sprachweise gebrauchen.
Wir fangen nun unseren Spaziergang droben bei der Quell, am Schnellges Hannes seiner Lawka an und gehen denselben Weg, wie damals die Versprecher (Verlobte) immer gefahren sind. Hierbei können wir auch gar nicht verhüten, daß wir dabei manche alte, treue Seele, die gewiß schon längst aus der Zeit in die Ewigkeit gegangen ist, wo bei der Beerdigung derselben der große Hannikels Heinrich, den wir auf Bild (1) sehen, dem vielgeliebten Schulmeister Streck helfen singen hat, nennen müssen.
Na, wem’r alle fertig sein, dann kanns los geh. Awer paßt uf, daß kaner zurück bleibt. Ehr dort hinne nemt Eich in acht, daß der alte Jergpeter net iwer Eich reit. Dort kummt’r allewei mit seinem Rotschimmel und treibt seine Heerde Küh an die Tränk. Awer’r treibt schun wieder hinne an d‘Gärte nunner. Erst gestern war d’Linde Hannes beim Vorstehr un hot sich beklagt. Ach die Adems Buwe un d’r Willems Fernand schimfe immer. Awer des macht dem alte Jergpeter un dem alte Klause Hannes gar nichts aus. Erst gestrowet hot d’r alte Hahne Jakob gesagt, wenn doch blos ich dort wohne det, ich wollt zwee alte Kerl schun brenne, daß sie d’r Teifel net besser brenne det.
Ehr dort vorne geht’s wenig aus em Weg. Geht ehr net, daß d’r Antons Willem dort so schnell gefahren kummt. Er will wieder mal nach Dobowka un seinen Freind, d’Borrels Alexander, besuche. (Eigentlich hieß dieser Mann Alexander Lehnhardt aus Grimm stammend. Er war nur der Verwalter auf Borrel’s Gut.)
Jetzt wären wir am Bazar angekommen und stehen da vor dem Spomersch Hannes seiner Lawka. Der Bausche Hannes verkauft noch immer fleißig War da drin. Wenn das so fort geht, dann wird d’r Spommersch Hannes noch d’r reichste Mann im Dorf. Heite geht’r wieder uf die Kronstep un besucht sei Braut. Er wird doch bald kopiliert mit d’r reiche Baayern dort hinne. Des soll gla’b e großartige Hochzig gewe. Wenn wir da nor a’ch gelade wär’n. Diese großartige Hochziger werden immer häufiger. Unser Darf scheint immer reicher zu wer’n. Is a’ch gar ka wunner. Wenn man so jaht un tobt wie unsere Dönhefere, dann muß mer bald zum Wohlstand kumme. Kaum sein se fertig ausreite, dann is schun ahner uf, em Weg nach Balzer un holt Zettel, daß jo ka Dag verlor’n geht. Un wennse in der Ernte sein, renne se un towe, als wenn se alles gestohle hätte. Awer ahns mußte unserne Dönhefere losse, sie sein ehrlich, sparsam un fleißig.
Heit Owed bleiwa die Versprecher awer long, un wir mechte doch gerne sehe, wer zuerst ins Darf kommt. Richtig da kumme se! Halt, wolle sehe, wer vorne is. Na Sache, d’r Strauche Hannes läßt doch niemand ver sich fahrn. Awer heit Owed mußt’r doch verspiele.
Es ist Montag morgen und wir stehen immer noch am Bazar. Doch wir müssen jetzt Platz machen, dass die Russen aus Dobowka, die Leder Händler aus Balzer und viele andere Händler ihre Plätze einnehmen können und da ihre Ware den Dönheferen feilzubieten, wofür sie auch immer bar bezahlt werden, weshalb sie auch aus allen Ecken und Kanten herbeistreben.
Wir stehen jetzt vor dem Krämer Hannes seiner Lawka. Da geht es heute lebendig zu. Der Krämersch Heinrich verheiratet sich heute zum zweiten Mal mit einer Kindsvatern aus Dittel und der Reinharde Scheel zeigt den Leuten wieder einmal, was seine Falgstrude tun kann. Ei was sind da die Geldstücken geflogen! Mancher hat sich da sein Trinkgeld gesammelt.
Horcht mal! Is des net d’r scheb Michel, der da kreischt. Ja richtig, des is’r. Er kauft immer noch die Häute von krepiertem Vieh zusammen. Sein Quartier is immer noch beim scheb Wolfe Hannes. Mit dem stinkige Kerl möchte ich awer net zusammen esse. D’r Johannes Hamichel hot sich a’ch schun längst beklagt, daß der a’ch immer grat da in seiner Nachbarschaft sei muß.
Hier steht d’r alte Feltins Schwarz! Guten Marje Vetter Schwarz! Wie gehts heit Marje? Macht ihr noch immer die Leute weiß, daß eier Heinrich weise Kerb flechte kann. Bald wird ehr jo wieder uf die Jagd geh, denn jetzt is doch genug Schnee do, daß mer die Hase gut ufspurn kann. Wir sehn, daß eier Geil immer noch so fet sein, wie sonst.
Jetzt sein mer in d’r brate Gas un es is wieder Samstag Owed. Awer is das en gedrewer! Do kummt d’r Drewer Müller! Dem seiner geht doch vor se all. Na, schwätz doch net, seh doch emol do d’r Dammlinde Jakob mit seinem Falg, wie der gehen kann. Un dort kommt d’r Dammlinde Wilhelm mit seinem Kalmucke Braune, das is doch ganz was anders. Do will ich gar nichts mol sage vom Jette Kraus, der verstehts doch noch immer am Beste en Drewer ein zu lerne. So ging das Gespräch bis mer bei d’r Border Kapesse angelangt war. Von da ging es dann die doppelte Gasse ruf, wo wir uns auf mehreren Stellen längere Zeit aufhielten. Und da die Zeit nicht an den Stecken gebunden ist, so zog auch der Winter auf nimmer wiederkehrend aus dem Lande und der schöne Frühling kam herbei.
War das aber ein Wunder Gottes, wenn in Dönhof der Frühling ins Land zog. Wie auf einmal ließ da die Sonne ihre warmen Strahlen auf den vielen Schnee fallen und derselbe fing an zu schmelzen wie das Wachs unter der Leuchte. Schon in wenigen Tagen war der viele Schnee in Wasser geschmolzen und in den Karamisch gelaufen. Die Staren ließen freundlich ihre liebliche Sängerstimme erschallen. Die Spatzen hüpfen munter von Hausladen zu hausladen und fingen an, ihre Nester zu bauen. Menschen und Vieh waren froh, dass der lange Winter wieder vorüber war und sie sich wieder an der herrlichen Gottesnatur erfreuen konnten.
Heute ist der erste Mai und wir stehen am Glockenstuhl bei der Kirche. Hier wollen wir uns nun etwas länger aufhalten, damit wir von hier aus manches beobachten können. Da können wir zuweilen auf den Glockenstuhl hinaufsteigen, um von da aus das Leben und Treiben in Dönhof noch besser zu besehen.
Awer paßt uf un macht net so viel Lärm, daß Eich d’r Gesanders Waska net runner jaht. D’r Kerchevorsteher Haushalter hot ‘m befohle, daß ‘r net so viel Kumeradschaft do owe hege soll. Dort kummt ‘r alleweil un will ‘s erst leite, heit wird jo do Gomerich Jaschka begrawe. Doch schade, daß dem sei Mrikche so früh Wittfra warn is. Awer so ahni kann doch ball wieder heiern.. Des is doch ahni vun unsere schönstern Weiwer im Darf. Do hot d’r Schowe Feder schun lang druf gepaßt.
Jetz wolle mer uns mol ardlich umgucke. Ei was is doch jetz alles so schö! Gelt d’r Summer is doch die schönste Zeit im Johr. Marje geht’s ins Grasmähe. D’r Stolle Hannes hot vergange Woch schun sei Sense gedengelt. Dort kummt d’r Linde Käspersch Heinrich gefahrn. Dem sei Geil springe schun wider hinne un vorne in die Höh. D’r wird io Marje wider d’r erst im Kattre Grund sei. Na geh doch weg. Ehr denkt wol d’r Kasersch Weiß läßt ahn an sich vorbei. Des glabt nor net.
Awer der Glockenstuhl radert, do werds ohm jo in de Hoorn bang. Na ward nor, mer kriehe aach noch en neie Glockenstuhl, wann bloß s Schellersch Bübche am Vorsteheramt bleibt. Un so lang d’r Rothe Stoll sei Beisitzer is werds aach fertig. Der Kerchbauer Weber von Messer hot schun dro gerechelt.
Und richtig schon nach einem Jahr stand ein staatlicher Glockenstuhl da, während die Kirche schon im Jahre vorher einen neuen Anstrich bekommen hatte. So blühte das Dorf Dönhof immer mehr auf und kam zum großen Wohlstand, dass es einst zu den reichsten Dörfern gehörte. Wenn in Dönhof auch nicht viel Geschäfte getrieben wurden, so hatten sie doch manchen Rubel in Balzer beim Borell oder in Messer beim Schmidt auf Zinsen liegen, womit jene dann Geschäfte trieben.
Dies sind einige Erinnerungen aus Dönhof von einst, wie sie uns in den 20 Jahren, seit unserer Abwesenheit, lebendig geblieben sind. Aber wie mag es nun jetzt dort aussehen? Doch ehe wir einige Worte darüber sagen, müssen wir erst etwas allgemein über Russland reden.
Wie es scheint, soll jetzt mit doppelter Eile eingeholt werden, was die Väter versäumt haben. Zudem glaube ich auch, dass jetzt in Russland eine nie dagewesene Blütezeit in allen Gebieten und besonders zur Bereicherung der Literatur entsteht. Denn gerade solche Zeiten sind Marksteine in der Weltgeschichte. Russland, das von den mongolischen und tatarischen Kriegszügen von seiner Basis geworfen und seitdem nie vollkommen erstanden, wird jetzt mächtig, prächtig zur Blüte kommen. Ich habe nie geleugnet, dass der Muschick bewandert und fähig ist. Denn kaum in diesem Lande ist ein Russe, so er unter günstigen Verhältnissen leben kann, ein Gentleman. Und dass in unseren Landsleuten drüben, die man im Allgemeinen mit „Ochsen“ benamset hat, Urwüchsigkeit, Witz und Auffassungskraft ist, wird niemand leugnen können.
Doch man mag mir wohl in dieser Hinsicht nicht allgemein Beifall geben, dass ich gerade jetzt, wo man in Russland am Niederreißen ist und in manchen Gegenden eine nie dagewesene Hungersnot herrscht, mit dem Gedanken zum Aufbauen komme und ganz optimistische Gedanken hege; aber kann es denn immer so bleiben? Die französische Revolution nahm auch ein Ende und das Volk errang die Freiheit. Zudem war das französische Volk tiefer gesunken als irgend ein anderes. Und, sei es nebenbei gleich gesagt, heute steht dieses Volk wieder tiefer in der Moral als irgend ein anderes. Und nicht wenig haben sie dazu beigetragen, dass in Russland jetzt so schreckliche Zustände herrschen. Aber die Zeit der Vergeltung wird nicht lange auf sich warten lassen. Wohl hat der liebe Gott das deutsche Volk durch sie gesüchtigt, aber die Weltgeschichte lehrt uns klar und deutlich, dass der liebe Gott dasselbe Volk, womit er zuerst andere gezüchtigt, gänzlich vernichtet hat, so dass ihre Städte vernichtet und ihre Spuren verwischt wurden. Und wehe Frankreich, wenn diese Zeit kommt! Doch genug hiervon.
Was soll ich nun noch von den jetzigen Zuständen sagen? Am liebsten möchte ich jetzt hier abbrechen. Denn es will mir sicher das Herz brechen, wenn ich daran denke, wie es einst in Dönhof war und welche herzzerreißende Berichte man jetzt von dort lesen muss. Ja während ich dies schreibe, kann ich den bitteren Tränen nicht wehren, wenn ich an das Elend denke, dass jetzt dort in unserem lieben Heimatsdorf, wo selbst mein treuer Vater noch lebt, herrscht. O! Ihr lieben Landsleute aus Dönhof, die ihr vielleicht auch noch Eure Eltern dort draußen habt, lasst uns unsere Kindespflicht nicht vergessen. Haben unsere Eltern uns am Leben erhalten, als wir noch ganz klein und hilflos waren, dann ist es jetzt unsere heilige Pflicht, auch sie nicht verhungern zu lassen. Ihr werdet ja alle den Bericht von Schulmeister Würz gelesen haben, so, dass ich nicht mehr näher darauf eingehen brauche und somit zum Schluss kommen kann. Aber ehe ich abschließe, möchte ich noch ein ernstes Wort reden und zugleich auch eine herzliche Bitte aussprechen. Nämlich, lasst uns vor allen Dingen unsere lieben Dorfgenossen und Glaubensbrüder herzlich einschließen in unsere Gebete, damit sie ja nicht irre werden an ihrem Glauben an einen barmherzigen Gott und Heiland. Denn nur zu leicht geschieht es in solchen Trübsalszeiten, dass man fast verzweifeln möchte an einem gnädigen und barmherzigen Gott, der aber trotz alledem ein gerechter Gott ist und bleibt.
Möge nun der liebe Gott dem dortigen Elend bald ein Ende machen und unsere lieben Landsleute und Glaubensgenossen im wahren Glauben stärken und erhalten, so dass sie immerdar mit dem Dichter sprechen können:
Bei Dir, Jesu, will ich bleiben,
Halte selbst Dein schwaches Kind,
Bis durch Selige an dich gläuben,
Seel und Leib geheiligt sind;
Alle Not will ich Dir klagen,
Alles Dir ins Herze sagen,
Bist du endest meinen Lauf,
Und dann hört mein Weinen auf.
Dies ist der Wunsch und das Gebet Eures wohlmeinenden Freundes und Glaubensgenossen
Wilhelm J. Lind,
Pastor der Ev. Luth. Zionskirche zu Kansas City, Missouri



Милый сердцу диалект;описание жизни в колонии; "крик души" уставшего от всех потрясений и просто желающего выжить, человека... Все переплелось в этом письме!
И фотографии, которые мне еще не встречались в инете.
Качество оставляет желать лучшего, но факт их существования...Обработал, насколько это было возможно.
Установил большой шрифт, чтобы было легче читать.
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

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Die Welt-Post – Donnerstag, den 17. März 1921

Nachrichten aus Grimm, Russland
Greifswald, den 14 Febr.1921


An alle meine in Amerika lebenden Landsleute aus Grimm (Gouvernement Saratow)
Liebe Landsleute!
In meinem ersten durch diese Zeitung veröffentlichten Brief versprach ich weitere Nachrichten, die ich etwa aus Grimm bekommen sollte, Euch auf demselben Wege mitzuteilen. Es sind nun schon einige Wochen darüber vergangen, und ich habe in dieser Zeit aus ganz zuverlässigen Quellen tatsächlich Verschiedenes, teils aus etwas weiter zurückliegender, teils aus neuerer Zeit erfahren können, was ich heute wieder veröffentlichen möchte, da es Euch gewiss interessieren dürfte. So ließ ich mir von einem Bekannten, der Grimm im Herbst 1918 verlassen hat, einiges über die Verhältnisse seit Ausbruch des Krieges bis zu seiner Abreise aus Grimm erzählen. Manchem von Euch wird es ebenso unbekannt sein, wie es mir unbekannt war, dass man schon im Jahre 1913 auch in Grimm anfing, vom Gemeindebesitz des Landes zum Einzelbesitz überzugehen. Diejenigen, die das wünschten, bekamen ihr Land an einer Stelle zugeteilt, und konnten dieses nun, da ihre Äcker nicht mehr wie früher an zehn bis zwölf verschiedenen Stellen lagen, viel leichter und besser bearbeiten. Die guten Folgen dieser Einrichtung sollen sich auch schon sehr bald an der steigenden Wohlhabenheit derjenigen, dir zum Einzelbesitz übergegangen waren, deutlich bemerkbar gemacht haben. Aber viele wollten von der Neuerung nichts wissen und blieben beim alten Gemeindebesitz. Es kam bei der Aufteilung des Landes kurz vor Ausbruch des Krieges sogar zu Unruhen, bei denen die Landmesser verprügelt, ihre Akten zerrissen und auf die Straße geworfen wurden. Einige verkauften wohl auch ihren Landanteil und wurden dann nach Ausbruch der Revolution sogenannte Bolschewiken, die in den Besitzenden ihre Feinde sahen, denen das Ihrige weggenommen werden müsse. Dass bei solchen Gelegenheiten die nach größten Lumpen immer die Hauptrolle spielen, ist ja bekannt. Diese machten auf den Gemeindeversammlungen, die nach dem Ausbruch der „neuen Zeit“ sehr häufig stattfanden, immer den größten Lärm. Es soll da überhaupt sehr wüst hergegangen sein, sodass gewöhnlich kein Mensch wusste, was eigentlich verhandelt wurde. Das kann man sich denken. Denn auch schon früher gab es auf vielen Versammlungen ja manchmal ganz gehörigen Lärm, aber es war doch immerhin ein Vorsteher da, der zur Not gegen die größten Schreihälse vorgehen konnte. Jetzt aber war „Freiheit“, die sich darin zeigte, dass jeder schreien konnte, soviel er wollte. Der eigentliche Bolschewismus soll sich aber in den Kolonien doch viel später bemerkbar gemacht haben, als im übrigen Russland. Dass es im Herbst 1918 in allen Kolonien der Bergseite zu einem Aufstand gegen die von der neuen Regierung eingesetzten bolschewistischen Kommissare, meist Russen, kam, wird den meisten von Euch ja wohl schon bekannt sein. Man hofft, dass es mit Hilfe der herannahenden Kosaken gelingen würde, die Bolschewistenherrschaft abzuschütteln, und fing an, die Kommissare, wo man ihrer nur habhaft werden konnte, totzuschlagen. Auch Grimm wurde von dieser Aufstandsbewegung erfasst, es wurde da aber kein Kommissar getötet. Die Hoffnung auf die Hilfe der Kosaken erfüllte sich nicht, vielmehr rückten bolschewistische Truppen bald heran, und nun gingen Strafexpeditionen durch die Kolonien, wobei viele Menschen erschossen wurden. In Grimm wurden verschiedene Leute, die der Beteiligung am Aufstande beschuldigt waren, mit Nagaiken gezüchtigt. Der Kaufmann Heinrich Schäfer (Schmidts Heinrich, der Nachbar von Johann Jakob Belte im Unterdorf) und Alexander Roth (dem Rothe-Karl sein Saschchen) mitgeschleppt und unterwegs erschossen. Man fand ihre Leichen später bei der Steinklinge. Von anderen Grimmern, die bei dieser Gelegenheit hingerichtet worden wären, wusste mein Gewährsmann nichts. Sehr verhasst soll sich in Grimm der Sohn von ‘s Rausche Roter, Georg Jakob Schneider, gemacht haben, der dort eine große Rolle als Bolschewiken-Kommissar spielt, und bei der Nagaikerzüchtigung seiner Grimmer Landsleute sich eigenhändig betätigt haben soll. Diese Nachricht habe ich von verschiedenen Seiten erhalten. Ob sie ganz stimmt, kann ich nicht beurteilen, ich muss die Verantwortung für die Wahrheit dieser Nachricht denjenigen überlassen, die sie mir mitgeteilt haben. Habe allerdings auch keinen Grund, an der Glaubwürdigkeit meiner Zeugen zu zweifeln. Es ist schon möglich, dass die große Machtfülle, mit der solch ein Bolschewiken-Kommissar ausgerüstet ist, nicht nur Schneider, sondern auch manch einem anderen zu Kopf gestiegen ist, so dass diese Herren in ihrem Machtrausch vergessen, dass doch auch wieder einmal andere Zeiten kommen könnten. Nun, sie werden zur rechten Zeit schon ernten, was sie jetzt sähen. Schneider soll während des Aufstandes von Hucker und Norkaer Leuten, die dazu nach Grimm gekommen waren, gesucht worden sein; man wollte ihn auch totschlagen. Es gelang ihm aber damals zu entrinnen. Früher oder später wird solche Herren schließlich doch ihr Schicksal erreichen.
Der Krieg hat auch von den Grimmern nicht wenig Opfern an Toten gefordert. Es sollen im Ganzen gegen 30 Mann aus Grimm gefallen sein. Auf die einzelnen Namen konnte sich mein Gewährsmann im Augenblick nicht entsinnen; er nannte mir nur Karl Erdmann, Sohn des Schusters Heinrich Erdmann (‘s Erdmanns-Weiß), und erzählte mir von einem großen Eisenbahnunglück, dem sehr viele Kolonisten, darunter 8 Grimmer, zum Opfer gefallen sind. Die Sache sah fast so aus, als ob man das Unglück absichtlich herbeigeführt hätte, um einige hundert deutsche Kolonisten ums Leben zu bringen. Sie wurden in einem Zug, der an die Kaukasusfront abging und in dem sich auch mehrere Wagen mit Munition befanden, verladen. Der Zug soll sich mit so wahnsinniger Geschwindigkeit bewegt haben, dass man jeden Augenblick eine Entgleisung befürchten musste. Und das Unglück ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Der Zug entgleiste, die Wagen stürzten übereinander, die Munition entzündete sich und es kam zu einer furchtbaren Katastrophe. Unter den Unglücklichen, die eines so schrecklichen Todes sterben mussten, befand sich unter den Grimmern u.a. Heinrich Brunner. Seine Füße sollen zwischen zwei brennenden Wagen so eingeklemmt gewesen sein, dass er mit dem Kopf nach unten hing und sich nicht bewegen konnte. In dieser furchtbaren Lage flehte er, man solle ihm die Beine bis zu den Knien abhacken. Und als das niemand tun wollte, bat er, ihm doch wenigsten mit einem Mantel den Kopf einzuhüllen, damit er das entsetzliche Bild nicht sehen könne. Das geschah denn auch und war das einzige, was man für ihn tun konnte, um ihm das furchtbare Sterben etwas zu erleichtern. Sollte ich noch Namen von andern, die bei dieser Gelegenheit umkamen, sowie auch sonst im Kriege gefallen sind, erfahren, so werde ich sie in meinen weiteren Briefen mitteilen.
Mein Bekannter in Kurland, der erst im vorigen Herbst Grimm verlassen hat, konnte mir bis jetzt, da er krank geworden ist, nur einen Brief schreiben. Ich hoffe aber noch weitere Nachrichten von ihm zu bekommen. In seinem ersten Brief schrieb er u.a.: „Durch die Hungersnot und die politischen Wirren leben die Deinigen, ebenso wie auch alle anderen, in sehr traurigen Verhältnissen. Jakob ist so arm, dass seine Kinder nur je ein Hemdchen haben, und wenn das gewaschen wird, so bleiben sie so lange ohne Hemdchen, bis es trocken wird. Den Winter 1918-19 konnten seine Kinder aus Mangel an Schuhwerk die Schule nicht besuchen. Jakob hat, um dem Verhungern zu entgehen, sich eine Bauerei angelegt. Er besitzt zwei Pferde und einen Wagen und arbeitet mit Heinrich, der auch zwei Pferde hat und Karl, der ein Pferd besitzt, zusammen. Leider war in diesem Jahre eine furchtbare Missernte und sie haben weniger geerntet, als nötig ist, um das Vieh durchzubringen. Jakob arbeitet außerdem noch im Holz (an der Hobelbank). Im vorigen Winter hat er einen Wagen verfertigt und ihn für 10000 Rubel verkauft, so dass er sich im Frühling eine Zeitlang über Wasser halten konnte. In diesem Jahr arbeitet er an einem großen Wagen. Du weißt, dass das Eichenholz nicht leicht zu bearbeiten ist und kannst dir daher denken, wie sauer es ihm geht. Schwere Arbeit bei sehr magerer Kost, und ein Herz voll Sorgen. Seine Arbeitshosen schimmern buntfleckig von draufgeflickten Lappen… Dein Vater bindet dazwischen Kontorbücher für ein Paar Arschin schlechte Sarpinka. Wie groß die Not an Manufakturerzeugnissen ist, kannst du daraus schließen, dass eine Arschin Sarpinka, die früher 8 bis 10 Kop. kostete, jetzt 1600 Rubel kostet. Ein Paar Stiefel kostet 40000-50000 Rubel. Die Menschen gehen alle schrecklich niedergedrückt einher und sehen finster und düster aus…“ Da dreht sich einem wohl das Herz um und um, wenn man so etwas hört und sich sagen muss, dass heute die Not zu Hause noch viel größer sein wird als im vergangenen Herbst. Wann wird sich Gott endlich des Elends und der schrecklichen Not unseren armen Heimatsgenossen, die von aller Welt abgeschnitten sind, erbarmen!
Ich schicke jetzt regelmäßig jede Woche einen Brief nach Grimm ab und hoffe, doch endlich einmal auch direkte Nachrichten von Hause zu bekommen. Meine Bitte an alle in Amerika lebenden Grimmer, die ich schon in meinem ersten Brief ansprach, nämlich mir persönlich schreiben zu wollen, was ich alles nach Grimm mitteilen soll, wiederhole ich auch heute nochmals. Ebenso bitte ich wiederum alle diejenigen, die etwas über den Aufenthalt meiner in Amerika lebenden Verwandten, die ich damals aufzählte, wissen sollen, mir deren Adressen mitteilen zu wollen. Sollte mal etwas längere Zeit vergehen, bis wieder ein Brief von mir in der Zeitung erscheint, so werdet nicht ungeduldig. Ich möchte nämlich nur dann schreiben, wenn ich Euch wirklich etwas mitzuteilen habe. Andererseits könnt Ihr aber sicher sein, dass ich ganz bestimmt schreiben werde, sobald es mir gelingt, irgendwelche Nachrichten zu erhalten, was ja heutzutage recht schwierig ist.
Schon in meinem ersten Briefe wollte ich alle meine Landsleute dringend warnen, sich jetzt mit dem Gedanken an eine Heimkehr zu befassen. Damals vergaß ich’s, will’s aber heute nicht versäumen. Wer jetzt versuchen sollte, nach Grimm zurückzukehren, würde höchstens bis Libau kommen und dann dem Elend preisgegeben sein. Glaubt den Menschen nicht, die Euch sagen, dass man nun wieder nach Haus fahren kann. Hat jemand die Absicht, wieder in die alte Heimat zurückzukehren, so muss er sich unbedingt noch ein paar Jahren gedulden, bis in Russland mit Gottes Hilfe wieder menschenmögliche Verhältnisse hergestellt sind. Viele von Euch machen sich immer noch gar keine rechte Vorstellung davon, wie furchtbar es eigentlich in Russland aussieht, sie wollen die Berichte, die sie in den Zeitungen lesen, nicht glauben, - und doch ist alles, was Ihr da lest, wahr. Ja vieles ist in Wirklichkeit sicher noch schlimmer, als es geschildert wird. Der Gedanke an eine Heimkehr unter diesen Verhältnissen kommt deshalb einem Selbstmordgedanken gleich.
Zum Schluss möchte ich allen meinen Grimmer Landsleuten das große Hilfswerk für unsere arme Heimat, dass vom Verein der Wolgadeutschen in Berlin eingeleitet worden ist, warm ans Herz legen. Pastor Schneider aus Stephan ist zu diesem Zwecke bereits Ende Dezember in Amerika eingetroffen, um dort mit den Wolga-Kolonien in Fühlung zu treten. Das Nähere werdet Ihr ja durch die Zeitungen erfahren. Es muss schon jetzt dafür gesorgt werden, dass alles gut vorbereitet ist, wenn sich endlich die Möglichkeit bieten sollte, unsern armen Heimatgenossen Hilfe zu bringen. Den Männern, die dieses Hilfswerk in die Hand genommen haben, könnt ihr ruhig Euer volles Vertrauen schenken.
Ich hoffe, in nicht gar zu ferner Zeit wieder in der Lage zu sein, Euch Verschiedenes aus Grimm mitteilen zu können, bitte nochmals, mir persönlich schreiben zu wollen (Adresse: Germany, Neuenkirchen-Kolonie 13 bei Greifswald) und grüße Euch alle recht herzlich als Euer Landsmann
Friedrich Muth.
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Taurus
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение Taurus »

alba писал(а):Namensliste der im Austande gefallenen Wolga-Deutschen.
___________________

Brunnental (Seelm.)

Erschossen:

Friedrich Honstein mit Pastor Johannes Grasmück,

Die Welt-Post – Donnerstag, den 16. März 1922
Здесь по непонятной причине ошибочная информация, которой пользуются американцы. Пастора Иоганнес Грасмюк не расстреляли, он был арестован многолет спустя в 1930 году. Что с ним потом произошло, до сих пор не ясно. Если повезёт, то можно будет просмотреть его архивное уголовное дело, которое храниться в одном из архивов Саратовской области.
Самые слабые чернила лучше, чем самая крепкая память.
Makeev Aleksandr
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение Makeev Aleksandr »

Здравствуйте! Мой прадед Вольдемар Вагнер из Рейнгардт, в последующем ставший пастором в Диттель, а потом в Ленинграде, был одним из корреспондентов этой газеты с 1923 по 1928 года, писал письма на имя Соломона Гебель. Это я выяснил из материалов его дела. Помогите, пожалуйста, не могу разобраться, как заказать газеты за эти года, очень бы хотелось найти его статьи.
Заранее спасибо.
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение alba »

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Александр 46
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение Александр 46 »

Makeev Aleksandr писал(а):Мой прадед Вольдемар Вагнер из Рейнгардт, в последующем ставший пастором в Диттель
Александр, не могли бы Вы в темах по колонии Рейнгардт, поделиться информацией о вашем прадедушке? Может быть есть новые данные , связанные с периодом его жизни в Осиновке/Рейнгардт?
Интересует всё что связано с колонией Рейнхардт, фамилии из этой колонии Иост, Больгерт, Энгель, Дитц, колония Деллер - фамилия Мартель, Шваб, колония Розенгейм- фамилия Енц.
Makeev Aleksandr
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение Makeev Aleksandr »

Александр 46 писал(а):
Makeev Aleksandr писал(а):Мой прадед Вольдемар Вагнер из Рейнгардт, в последующем ставший пастором в Диттель
Александр, не могли бы Вы в темах по колонии Рейнгардт, поделиться информацией о вашем прадедушке? Может быть есть новые данные , связанные с периодом его жизни в Осиновке/Рейнгардт?
Александр! Я с удовольствием поделюсь всей добытой информацией, но я бы сначала хотел все довести до конца, мне осталось добыть последнее дело из Новосибирска, где, как оказалось, он был повторно осужден к ВМН. Материала скопилось много, и я с радостью им поделюсь.
Makeev Aleksandr
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Re: Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение Makeev Aleksandr »

alba писал(а):Ответил на ЛС
Спасибо!
inusja
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Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение inusja »

Некоторые из писем опубликованы здесь http://cvgs.cu-portland.edu/literature/ ... t_post.cfm
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alba
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Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение alba »

inusja писал(а): 28 дек 2017, 11:47Некоторые из писем опубликованы здесь
Да, на этой странице уже много лет выставлены эти письма, переведеннные на английский язык Hugh Lichtenwald.
Так же вот здесь много писем, касающихся колонии Норка.
https://www.norkarussia.info/die-welt-post-letters.html
К нашему сожалению не в немецком оригинале. Перевод не позволяет прочувствовать поволжские диалекты...
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vikai
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Die Welt-Post -Die Hungerbriefe aus Russland

Сообщение vikai »

Letter from Rev. Wacker to Rev. Kaiser in Weatherford, Oklahoma published April 20, 1922
Это письмо на нем. яз. на нашем сайте размешала Татьяна Шель. Она просила о пояснениях к тексту по указанным в нем болезням.
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