семья Huber
Wenn ich aus meinem Haus gehe und nach rechts sehe, wehen auf dem Balkon des Nachbarn 2 verschiedene Fahnen, die deutsche und eine blaue mit mystischen Zeichen und der Sonne über einen Adler, manchmal hängt dort auch die alte russische mit dem Doppeladler.
Mein Nachbar, Robert Huber, wohnt dort mit seiner Frau und auch seine Tochter Valentina mit ihrem Mann und ihren drei Kindern. Robert Huber ist der Nachkomme einer Familie Huber, die 1763 den Versprechungen des dänischen Königs gefolgt und als Kolonisten, aus Süddeutschland (Kraichtal) in das Herzogtum Schleswig gezogen sind, um hier als Landwirte tätig zu werden. Um dem aussichtslosen Kampf gegen Hunger und Armut zu entkommen, zog es sie 1766, mit vielen anderen auch, dann aber nach Russland an die Wolga. 1941, mit Beginn des Krieges Deutschland gegen die Sowjetunion, wurde die Familie dann aus einander gerissen und deportiert. Man war kein Russe, also war man ein Gegner des Staates, die Männer, später auch die Frauen, wurden zwangsverpflichtet in der Trudarmee (Arbeitsarmee), die Kinder, getrennt von ihren Eltern, landeten zum Teil in Heimen oder wurden nach Kasachstan verschleppt.
Robert Huber hat lange dafür gekämpft um den autonomen Staat der Wolgadeutschen wieder herzustellen und auch wieder anerkannt zu werden. Es schlug aber alles fehl. So entschloss sich die Familie dazu wieder nach Deutschland zurück zukehren. Darauf angesprochen, spürt man, wie nah die Erinnerungen an diese schwere Zeiten bei ihm sind: „Über Hamburg, Neumünster und Schleswig kamen wir am 04.08.1992 nach Albersdorf. Wir kamen mit drei unserer Kinder, die Verheirateten mussten einen eigenen Ausreiseantrag stellen. Die zwei Kinder kamen dann 1993 mit ihren Familien nach. Hier wohnen wir immer noch“ erzählt er.
„Ich habe 2 Jahre im Großhandel gearbeitet. Seit 1992 war ich nur zwei Monate arbeitslos, bis zur Rente habe ich dann in Schafstedt gearbeitet. Meine drei Töchter leben mit ihren Familien auch hier in Albersdorf. Ein Sohn lebt mit seiner Familie in Osterade und ist Tischler, der andere Sohn lebt in Wilhelmshaven und ist Elektromechaniker. Meine Tochter Valentina ist in Albersdorf sehr bekannt geworden, weil sie die Chorleiterin des sehr erfolgreichen Frauenchores ist.“ berichtet er, nicht ohne Stolz. „Jetzt muss ich noch etwas zu den Fahnen sagen: hat ein Familienmitglied Geburtstag, so weht die deutsche und die Fahne des Landes, in dem derjenige oder diejenige geboren ist. Also einmal die blaue Fahne aus Kasachstan oder die aus Russland. Kommt Besuch aus Amerika selbstverständlich, die aus Amerika.“
Herr Huber und seine Frau habent 5 Kinder, alle verheiratet und 11 Enkelkinder, auf die beide sehr stolz sind. Mit einer umfangreichen Ahnenforschung hat er den beschwerlichen und entbehrungsreichen Weg der Familie Huber in einem Buch festgehalten. Dieses Buch können Sie in unserer Gemeindebücherei ausleihen und nachlesen.
Texte und Informationen stammen aus Gesprächen mit Herrn Huber und aus seinen Büchern „Geschichte der internationalen Kolonisten Familie Huber“
Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer was du sagst. Matthias Claudius