Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Из истории поволжских немцев.
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wjordan
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Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

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Ueber die Ssaratow’schen Colonieen
von
Pastor J. Ch. G. Flittner in Nishni-Nowgorod
mitgetheilt
vom Prof. D. Fedor Proffart
Изображение
Allgemeine Kirchenzeitung
Dienstag, 25 Februar 1840, Nr. 32
http://books.google.de/books?id=0q4-AAAAcAAJ
1. Von den evangelischen Kirchspielen, ihrer Zahl und kirchlichen Verwaltung.

Es existieren im Saratow’schen Gouvernement im Ganzen 17 evangelische Kirchspiele, 9 auf der Bergseite und 8 auf der Wiesenseite der Wolga. Zwei dieser Kirchspiele sind reformiert, die andern sämmtlich evangelisch-lutherisch, aber aus diesen Confessionsparteien bestehend. Diese 17 Pfarren stehen unter der nächsten Aufsicht zweier Pröpste, deren einer die Kirchspiele der Wiesenseite, der andere die der Bergseite verwaltet. Diese Pröpste werden aus der Mitte der Bezirksprediger gewählt und auf Vorstellung des Confisteriums von der Oberverwaltung der geistlichen Angelegenheiten fremder Confessionen bestätigt; sie stehen unmittelbar unter dem General-Superintendenten und dem Moskowischen evangelisch-lutherischen Confisterium. Die Pröpste nehmen die ihnen zukommenden Berichte der Prediger entgegen, halten die gesetzlich vorgeschriebenen Kirchen- und Schulvisitationen und die jährliche Kreissynode; - diese wird von jedem Propste mit seinen Bezirkspredigern besonders gehalten.
Im Jahre 1820 wurde den Saratow’schen evangelischen Colonie-Gemeinden ein Superintendent und ein Confistorium gegeben, zu deren Ressort auch einige evangelische Stadtgemeinden in verschiedenen Gouvernements gehören. Superintendent und Confistorium bestanden bis zum Jahre 1833 in Saratow. Das Confistorium wurde später nach Moskau verlegt und die Superintendantenstelle in Saratow ist eingegangen. Von 1820 bis 1826 wirkte als Superintendant im Saratow’schen der jetzt noch in St. Petersburg lebende Kirchenrath, D. der Theologie, Ignatius Feßter. Sein Verdienst ist die Zweckmäßigere Einrichtung einiger Kirchspiele, wohin namentlich die Verbindung lutherischer und reformirter Colonieen zu Einer Pfarre, unbeschadet ihres confessionellen Unterschiedes, gehört. Er bewirkte die jetzt noch bestehende gesitliche Verwaltung der Colonieen durch zwei Pröpste und verschaffte den Predigern ein ihren Bedürfnissen entsprechendes Einkommen. Früher hatten sämmtliche Colonieprediger einen von ihnen selbst aus ihrer Mitte für bestimmte Zeit gewählten und höheren Orts bestätigten Geschäfftsführer, Senior genannt, welcher aber nur einen geringen Einfluß auf das Kirchenwesen hatte. Die Oberbehörde war das Kirchs-Justizcollegium der Liv- und Estländischen Sachen in St. Petersburg und späterhin die Confestorialsitzung dieser Behörde.
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2. Oertlichkeit der Pfarrcolonieen und numerischer Bestand der Kirchspiele.

Referent muß hier im Voraus bemerken:
1) daß die Familien- und Seelenzahl nach den ihm zur Hand gewesenen Verzeichnissen des Jahres 1836, dagegen die Zahl der Geborenen, Confirmierten, Getrauten, Verstorbenen und die Schulkinder vom Jahre 1832, wie nun folgt, angemerkt sind.
2) „Familie“ bedeutet hier Hauptfamilie, Hauswirthschaft. In Einem Hause wohnen meist zwei und mehrere Ehepaare mit ihren Kindern.

A. Die evangelischen Kirchspiele auf der Wiesenseite der Wolga.
1. Kirchspiel Baratajewka.
a) Colonie Baratajewka (Bettinger), Wohnort des Kirchenpredigers. Diese Colonie zählte am Schlusse des Jahres 1836 128 Familien. Die Colonie liegt ungefähr 3 Werst von der Wolga, 85 Werst von Saratow, 15 Werst von der hart am rechten Wolgaufer reisend gelegenen Kreisstadt Wolsk und 20 Werst von Kasanowka, dem Wohnorte des nächsten Predigers. Das Pfarrhaus steht in der Hauptstraße des Ortes, gegenüber der Kirche. Die eine Seite des Pfarrhauses gewährt die Aussicht in ein heiteres Thal, welchem im Frühjahre die ausgetretene Wolga einen Theil ihrer Wasser zufuhrt.
Filialgemeinden sind:
b) Schafhausen, 4 bis 5 Werst von Pfarrhausen, mit 125 Familien. Schafhausen ist die erste und eine der schönsten Colonien auf der Wiesenseite, oberhalb des Stromes, hat eine kleinere Kirche. Hier wohnt eine der angesehensten Coloniestenfamilien – die Familie Reck – welche bei wichtigen Handelsgeschäfften auch seit vielen Jahren eine Seidenplatage besitzt.
c) Glarus (Biberstein), 2 Werst von Baratajewka, 99 Familien.
d) Basel (Kratz), etwa 4 Werst vom Pfarrhause, 109 Familien.
e) Zürich (Eckert), nur durch einen tiefen Graben von Basel entfernt, 5 Werst von Baratajewka, 121 Familien.
Das Kirchspiel Baratajewka zählte im Jahre 1836 582 Familien und 4555 Seelen beiderlei Geschlechts; Im Jahre 1832 257 Geborene, 101 Confirmierte, 37 Getraute, 119 Gestorbene und 817 Schulkinder beiderlei Geschlechts.
2. Kirchspiel Räsanowka.
a) Räsanowka (Neeb), Wohnort des Pastors; (1836) 94 Familien. Pfarrhaus mitten in der Colonie, nahe an der Kirche. Die örtliche Lage der Colonie ist gerade nicht heiter zu nennen, doch ist die Aussicht nach der etwa 2 Werst entfernten Wolga und auf das hohe rechte Wolgaufer hin malerisch schön. Das Pfarrhaus hat ein Paar Dachstuben mit Balkons; von diesen aus beherrscht das Auge einen weiten Kreis, fast nach allen Richtungen. Zu keinem anderen Kirchspiele sind sich die Nachbarcolonien so nahe gerückt, als hier; kein anderes Pfarrhaus beherrscht diese weite und heitere Aussicht, wie das hiesige aus seinem Oberhause; sämmtliche Colonieen des Kirchspiels sind von diesem Hochpuncte aus zu überschauen. – Räsanowka ist 65 Werst von Saratow, 20 Werst von Baratajewka und 15 Werst von Katharinenstadt, - den nächsten Pastoren – entfernt.
Filialgemeinden oberhalb des Pastorats.
b) Unterwalden (Meinhart), 105 Familien, 3 Werst vom Pfarrhause.
c) Susannenthal (Winkelmann), 42 Familien, 2 Werst vom Pfarrhause.
d) Baskakowka (Kind), 61 Familien, kaum 1 Werst von Räsanowka.
Unterhalb des Patorats.
e) Brockhausen (Hummel), 52 Familien, 2 Werst vom Pfarrhause.
f) Hockerberg (Bohn), nur durch einen Graben von Brockhausen getrennt, 54 Familien, 3 Werst vom Pfarrhause.
g) Orlowskoi, 158 Familien, 4 Werst von Räsanowka.
Das Räsanowker Kirchspiel zählte im Jahre 1836 566 Familien und 4507 Seelen beiderlei Geschlechts; Im Jahre 1832 257 Geborene, 97 Confirmirte, 40 Getraute, 83 Gestorbene, 842 Schulkinder.
3. Kirchspiel Nord-Katharinenstadt.
a) Katharinenstadt – Wohnort der Prediger des Nord- und Süd- Katharinenstädter Kirchspiels.
Katharinenstadt ist zwar auch eine Colonie, hat aber im Aeußerern und in einigen inneren Verhältnissen mehr das Ansehen einer Kreisstadt, zählte im Jahre 1832 206 evangelische, 84 katholische, zusammen 290 Familien, und 1659 Seelen beiderlei Geschlechts evangelischer Confession, hat zwei Kirchen, eine evangelische und eine katholische – letztere von Stein, - für die Evangelischen wird gegenwärtig eine steinerne Kirche angestrebt. Es ist hier wöchentlich ein großer Markt, welcher von Deutschen und Russen sehr besucht wird. Einige Einwohner dieses Orts sind Kaufleute, und halten hier Buden, wo alles Nothwendige und selbst Luxusartikel, Weine, Thee, Zucker, Kafee, etc, nicht schlechter und nicht theuerer als in Saratow zu haben sind. Jn allen Colonien, besonders auf der Wiesenseite von Wolga, findet man fast durchgängig hübsche und überall wenigstens einige vorzüglich schöne Häuser; Katharinenstadt aber zeichnet sich vor den anderen Colonien durch eine größere Zahl schöner, selbst einiger steinerner Häuser aus. Auf dem Marktplatze, welcher zugleich eine breite Hauptstraße des Orts bildet, stehen auch die zwei Pfarrhäuser sich direct gegenüber. Nur die katholische Kirche steht nahe dem Marktplatze, die evangelische in einem entfernteren Theile des Ortes; es soll aber, wie zu vernehmen, die zu erbauende steinerne Kirche ebenfalls in der Mitte der Colonie, nahe der katholischen, zu stehen kommen.
Die Entfernung Katharinenstadts von der Wolga beträgt kaum eine Werst, von Saratow 50 Werst, von den nächsten Pastoraten, namentlich von Räsanowka 15, von Osinowka 20, von Podstepnoi 18 Werst.
Von den 206 evangelischen Familien gehören 125 derselben zum Nord-Katharinenstädter und 81 Familien zum Sd-Katharinenstädter Kirchspiele. Die zum Nord-Katharimnenstädter Kirchspiele gehörigen Colonien sind folgende:
b) Boaro, 8 – 10 Werst von Katharinenstadt, (1836) 140 Familien. Diese Gemeinde ist von jeher als eine der frommgesinntesten bekannt. – Ein Paar Werst von Boaro
c) Ernestinendorf, ebenso weit von Katharinenstadt wie Boaro, 51 Familien. –
d) Philippsfeld, etwa 7 Werst vom Pastorate, 46 Familien. –
e) Caneau, 75 Familien, ungefähr 6 Werst vom Pfarrhause.
Diese vier Colonien liegen hinter Katharinenstadt in der Richtung zur Steppe an einem Flüßchen (Klein-Karaman), welches im Frühjahr von der austretenden Wolga ziemlich hoch angeschwellt wird.
Das Nord-Katharinenstädter Kirchspiel zählte im Jahre 1836 (nur Katharinenstadt nach dem Verzeichnisse von 1832) 437 Familien, 3681 Seelen beiderlei Geschlechts. Im Jahre 1832 183 Geborene, 87 Confirmirte, 29 Getraute, 64 Gestorbene und 643 Schulkinder.
4. Kirchspiel Süd-Katharinenstadt.
a) Das Pastorat dieses Kirchspiels befindet sich, wie bereits eben bemerkt, ebenfalls in Katharinenstadt. Im Jahre 1832 gehörten 81 evangelische Familien der Colonie Katharinenstadt zum Süd-Katharinenstädter Kirchspiele. In Katharinenstadt bestanden einst zwei besondere evangelische Gemeinden, eine lutherische und eine reformirte; jede hatte ihre eigene Kirche und ihren eigenen Seelsorger. Der reformirte Geistliche besorgte die Reformirten in allen Colonien auf der Wiesenseite der Wolga. Zur Zeit des Superintendenten D. Feßler vereinigten sin in diesen Colonien überall die Reformirten und Lutherischen zu gemeinsamem Pfarrwesen, ohne jedoch, wie schon gesagt, ihre confessionellen Abweichungen aufzugeben. So ist auch in Katharinenstadt zwischen Lutheranern und Reformirten eine Kirchen- und Pfarrgemeinschaft entstanden.
Zum Süd-Katharinenstädter Kirchspiele gehören die Colonien:
b) Beauregard, 2 Werst von Katharinenstadt, (im Jahre 1832) 46 Familien.-
c) Paulskei, ungefähr 5 Werst vom Pastorate, (1836) 103 Familien.-
d) Thelausa (Fischer), (1836) 74 Familien, 8 Werst von Katharinenstadt.-
e) Niedermonjou, 12 Werst vom Pastorate, (1836) 114 Familien.
Diese Colonien liegen 10 – 12 Werst von der Wolga, an dem mit mehreren Mühlen besetzten Flüßchen Groß-Karaman, auch Thelause genannt. Das Kirchspiel Süd-Katharinenstadt zählte im Jahre 1836 (Katharinenstadt und Beauregard nach den Verzeichnissen von 1832) 418 Familien, 3685 Seelen beiderlei Geschlechts; im Jahre 1832 186 Geborene, 100 Confirmirte, 29 Getraute, 70 Gestorbene, 578 Schulkinder.
5. Kirchspiel Osinowka
Sämmtliche Colonien dieses Kirchspiels liegen, in einer Entfernung von 20 – 25 Werst von der Wolga, am großen Karaman. Die meisten dieser Colonien haben eine äußerst anmuthige Lage, unter ihnen ganz verzüglich
a) Osinowka (Meinhardt), die Colonie wo der Kirchspielsprediger wohnt. Diese Gemeinde zählte im Jahre 1836 69 Familien. Die Entfernung Saratow’s von hier beträgt ungefähr 30, von Katharinenstaadt 20 und von der nächsten Pfarre Podstenoi 12 – 15 Werst.
Filialgemeinden:
b) Starißa (Reinwald), mit 132 Familien, 3 Werst von Osinowka.-
c) Lugowaja-Gräsnucha, 53 Familien, 3 – 4 Werst vom Pastorate.-
d) Lipowkut, 67 Familien, 2 – 3 Werst vom Pfarrhause.-
e) Lipowka, 76 Familien, 4 – 5 Werst von Osinowka.
Im Jahre 1836 bestand das Osinowka’sche Kirchspiel aus 397 Familien und 3458 Seelen beiderlei Geschlechts; im Jahre 1832 199 Geborene, 79 Confirmirte, 43 Getraute, 53 Gestorbene und 635 Schulkinder.
6. Kirchspiel Podstepnaja
Unter allen evangelischen Coloniekirchspielen auf der Wiesenseite der Wolga ist das eben genannte eins der bequemsten und schönst gelegenen.
a) Podstepnoi (Rosenheim), im Jahre 1836 100 Familien; Wohnort des Predigers, 10 – 12 Werst von der Wolga auf einer unbeträchtlichen Höhe über dem zwischen dem Strome und der Colonie weithin ausgedehnten Wiesen-grunde. Von hier aus beherrscht das Auge eine malerische Gegend, oberhalb bis Katharinenstadt, unterhalb beinahe bis zur Stadt Saratow, und gegenüber zur Wolga hin und in das zur Wolga sanft ablaufende Hochland. Die Entfernung von Saratow beträgt hier nur 35 Werst, von den zwei nächsten Pfarr-Colonien, Katharinenstadt 18 un Osinowka 12 Werst.
Zu dieser Pfarre gehören die Colonien:
b) Krasnojar mit 186 Familien – etwa 5 Werst vom Pastorate - , hat einen Wochenmarkt und ist die erste Colonie auf der Wiesenseite, 30 Werst von Saratow.
c) Ust-Karaman (Enders), 54 Familien, 3 – 4 Werst von Podstepnoi. –
d) Swonarewka, 55 Familien, 5 – 6 Werst vom Pfarrhause. –
e) Swonarewkut, 86 Familien, etwa 6 Wesrt vom Pfarrhause.
Diese drei Colonien sind ebenfalls ausgezeichnet schön gelegen und grenzen ganz nahe an einander.
Das Podstepnojer Kirchspiel zählte im –jahre 1836 481 Familien, 4369 Seelen beiderlei Geschlechts; im Jahre 1832 259 Geborene, 73 Confirmierte, 55 Getraute, 104 Gestorbene und 803 Schulkinder.
7. Kirchspiel Wolskaja.
a) Wolskaja (Kukus), - 90 Familien – hier wohnt der Kirchspielprediger. Die Entfernung dieser, ebenfalls vorzüglich schön gelegenen Colonie von der Wolga beträgt etwas über 2 Werst; von Saratow, unterhalb der Wolga, 45, vom Pastorate Podstepnoi 80, von der Pfarrcolonie Priwolnoi 20, und von den auf der Bergseite zunächst gelegenen Pfarren Talowka 25, Ustsolowka 30 und Lesnoi Karamisch 40 Werst.
Filialgemeinden dieses Kirchspiels:
b) Stepnaja, 97 Familien, 2 – 3 Werst von Wolskaja;
c) Saumorja, 51 Familien, 5 – 6 Werst von Wolskaja;
d) Jablonowka, 57 Familien, 8 – 10 Werst von Wolskaja;
e) Popowkina, 59 Familien, 10 – 12 Werst von Wolskaja.
Im J. 1836 zählte das Wolskojar Kirchspiel 351 Familien, 3216 Seelen beiderlei Geschlechts; Im Jahre 1832 178 Geborene, 80 Confirmirte, 44 Getraute, 81 Gestorbene und 721 Schulkinder.
8. Kirchspiel Priwolnoi.
a) Priwolnoi (Wahrenburg – ursprünglich wohl Wagenburg -), Wohnort des Predigers, im Jahre 1836 191 Familien; etwa 2 Werst von der Wolga, 65 Werst Saratow (unterhalb), 20 Werst von Wolskaja; hat wöchentlich einen Markt und einen Jahmarkt.
Kirchspiels - Colonien:
b) Ust-Skatowka, 73 Familien, 4 Werst von Priwoloi;
c) Tarlik, 99 Familien, 10 Werst von Priwolnoi;
d) Tarlikowka, 66 Familien, 8 Werst von Priwolnoi.
Dieses Kirchspiel zählte im Jahre 1836 429 Familien, 3873 Seelen beiderlei Geschlechts; Im Jahre 1832 238 Geborene, 88 Confirmirte, 62 Getraute, 86 Gestorbene und 860 Schulkinder.
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B. Die evangelischen Kirchspiele auf der Bergseite der Wolga.
1. Kirchspiel Jagodnaja Poläna.
Die Colonien diese Kirchspiels liegen 45 – 57 Werst von Saratow, 3 – 4 Werst zur rechten Seite der Poststraße nach Moskau, von allen anderen Colonien der Berg- und Wiesenseite abgesondert.
a) Jagodnaja Poläna, Wohnort des Predigers, zählte im jahre 1836 321 Familien, eine der größten und ältesten Colonien, 57 Werst von Saratow, 40 Werst von der auf dem Wege nach Peesa gelegenen Kreisstadt Petrowsk, 35 Werst von der Kreisstatd Utkarsk, von den nächsten Pastoraten Norka, Talowka, Podstepnoi und Katarinenstadt gegen und über 100 Werst, 4 Werst von der Poststraße.
Diese Colonie liegt in einem, zwischen zwei Gebirgsketten hinlaufenden reizenden Thale. Es erschließt sich das Thal von der 4 Werst entlegenen Poststraße und zieht sich in einer fast geraden, 12 Werst langen Linie zu einem Hochgebirge hin, wo es sich rechts in ein anderes Gebirgsthal und links in eine weite Ebene verliert. In einer Distance von 8 Wersten befinden sich in einem kleinen Wasserkanale, welcher theils natürlich, theils künstlich aus den oberhalb und in der Colonie selbst entspringenden Quellen gebildet werden, nicht weniger als 14 kleine Müllen. Die Gebirgsrücken und Wände sind mit verschiedenem Laubholze besetzt, große ablaufende Schluchten sind mit Bienen und Obstgärten angebaut. Das hiesige Gebirge – hier höher als irgendwo in dieser Gegend -, ist eine abgebrochene Fortsetzung des hohen rechten Wolgaufers. Mitten in diesem schönen Gebirgsthale liegt die Colonie Jagodnaja Poläna, gegenüber einem anderen Thale, wo einst und zum Theil auch jetzt noch vielerlei Beeren in Menge wucherten, was der Colonie den Namen „Jagodnaja Poläna“ – Beerenfeld – gegeben hat.
Diese Colonie ist reich an Wald. Das Pfarrhaus steht mitten in der Colonie, ganz nahe einer herrlichen Quelle. Wöchentlich ist hier ein Markttag.
Zu diesem Kirchspiel gehören die Colonien:
b) Pobotschnaja, 7 Werst von Pfarrhause, mit 153 Familien, welche fast sämmtlich reformirt sind;
c) Neuskatowka (Neustraus), 45 Werst von Saratow, 12 Werst von Jagodnaja Poläna und 5 Werst von Pobotschnaja, 55 Familien.
Auch viele Colonien sind ungemein schön gelegen; Pobotschnaja hat ebenfalls mehrere Wassermühlen. Zwei Werst oberhalb Pobotschnaja wohnen an der Poststraße 7 Familien aus letzterer Colonie, welche Herbergen für Reisende halten; daselbst ist auch die zweite Poststation, 50 Werst von Saratow.
Im Jahre 1836 zählte dieses Kirchspiel 529 Familien, 4869 Seelen beiderlei Geschlechts; Im Jahre 1832 257 Geborene, 105 Confirmirte, 50 Getraute, 150 Gestorbene und 752 Schulkinder.
2. Kirchspiel Talowka.
a) Talowka (Beideck), (1836) 170 Familien, Wohnort des Pastors. Diese Colonie liegt an der Astrachan‘schen Poststraße, 56 Werst von Saratow, von den nächsten Pastoraten Norka 20, Ustsolicha 22 Werst. Die örtliche Lage dieser Colonie ist etwas einförmig, die Colonie selbst aber gehört zu den schönsten auf der Bergseite. Hier ist eine Poststation, auf welcher Briefe und kleine Pakete zur Versendung durch des Saratow’sche Postcomptoir angenommen und hierher addressierte Briefe und Pakete entgegengenommen werden.
Die andere Gemeinde:
b) Sosnowka (Schilling), unmittelbar am rechten Wolgaufer, am Ausgange einer weiten Bucht, sehr schön gelegen, mit 150 Familien, 8 Werst von Talowka.
Das Talowker Kirchspiel hatte im J. 1836 320 Familien, 2866 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 155 Geborene, 66 Confirmirte, 39 Getraute und 5574 Schulkinder.
3. Kirchspiel Norka (reformiert).
a) Norka, größte Colonie im Saratow’schen, (1836) 444 Familien, Wohnort des Predigers, 65 Werst von Saratow; von den nächsten Kirchspielen: Talowka 20, Ustsolicha, Oleschna und Medwedizkoi-Krestowei-Bujerack circa 30 Werst. Die Coolonie hat jährlich einen Jahrmarkt; liegt in einem Thale an einer schönen Quelle. Die hiesige Kirche hat eine Orgel.
Die andere Gemeinde:
b) Splawnucha, ebenfalls reformiert, 205 Familien, 10 Werst von Pfarrhause.
Im J. 1836 zählte das Norka’sche Kirchspiel 619 Familien, 6234 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 332 Geborene, 141 Confirmirte, 66 Getraute, 125 Gestorbene, 1011 Schulkinder.
4. Kirchspiel Oleschnaja.
a) Oleschnaja, 1836 188 Familien. Hier das Pfarrhaus, 85-90 Werst von Saratow; von der nächsten Pfarre Lesnoi-Karamisch 20, von Ustsolicha, Norka und Medwedizkoi-Krestowoi-Bujerak 25 Werst. Ganz nahe an Oleschna gränzt ein schönes kesselförmiges Thal „Kosenthal“ genannt, und 5-10 Werst von dieser Colonie erschließt sich ein großer, weiter Thalgrund mit vielen chaotisch gruppirten Bergen, Hügeln, Schluchten und Grüften, „Perewoßinka“ genannt.
Filialgemeinden:
b) Potschinaja (Kratzk), mit 72 Familien, gegen 5 Werst von Oleschna;
c) Makarowka (Merkel), 72 Familien, 8 Werst von Oleschna; d) Werschinka (Kautz), reformierte Gemeinde, 79 Familien, gegen 5 Werst von Oleshna.
Im J. 1836 betrug die Familienzahl dieses Kirchspiels 411 und 3670 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 179 Geborene, 94 Getraute, 115 Gestorbene und 620 Schulkinder.
5. Kirchspiel Medwedizkoi-Krestowoi-Bujerak.
a) Medwedizkoi-Krestowoi-Bujerak (Frank), eine der größten und schönstgelegenen Colonien am Flusse Medwediza, 1836 282 Familien, Wohnort des Pastors. Der Fluß Medwediza tritt im Frühjahre auf ein paar Wochen weit über seine Ufer und macht den Fluß um diese Zeit für kleine Barken schiffbar. Diese Colonie hat wöchentlich Markt und jährlich einen Jahrmarkt.
Die anderen Kirchspielcolonien:
b) Seniwoje-Osero (Hussenbach), 238 Familien, 25 Werst von Pastorate;
c) Piskowatka (Kolb), 109 Familien, 8 Werst vom Pfarrhause;
d) Gretschina-Lukka (Walter), 208 Familien, 5 Werst v. Pfarrhause.
1836 zählte dieses Kirchspiel 837 Familien, 7792 Seelen beiderlei Geschlechts, 1832 415 Geborene, 147 Confirmirte, 72 Getraute, 410(?) Gestorbene und 1362 Schulkinder.
6. Kirchspiel Ustsolicha (reformirt)
a) Ustsolicha (Messer), an dem Füßchen Karamisch, reformirt, 1836 178 Familien; Wohnort des Pastors, mit steinernem Pfarrhause; 77 Werst von Saratow, 9 Werst vom nächsten Pastorate Lesnoi-Karamisch, 22 Werst von Talowka, 30 Werst von Norka, 25 Werst von Oleschna. Die Astrachan’sche Poststraße geht durch die Colonie; hier ist eine Poststation und Briefexpedition wie in Stalorka(?). – Ustsolicha hat eine niedere Ortslage, die Hauptaussicht des Pfarrhauses beherrscht einen langen Höhenzug der Poststraße nach Talowka (Saratow) hin. Die nächste Umgegend dieses Ortes bat übrigens wenig Mannichfaltigkeit.
Pfarrgemeinden:
b) Popowka, 167 Familien, reformiert, 7 Werst vom Pastorate.
c) Goloi-Karamisch (Balzer); 230 Familien, 12 Werst vom Pfarrhause.
d) Klutschi (Mohr), reformiert, 150 Familien, 12 Werst vom Pfarrhause.
e) Sewastianowka (Anton), reformiert, 92 Familien, 20 Werst vom Pastorate, 5 Werst von der Wolga, gegenüber der Colonie Wolskaja. Die Colonie Sewastianowka hat unstreitig unter allen Colonien der Berg- und Wiesenseite die schönste Ortslage; liegt in einem tiefen, kesselförmigen Thale, von hohen, waldigen Bergen Umschlossen; von ein paar Hochpuncten beherrscht hier das Auge ringsum eine weite Aussicht, selbst bis zu 60-70 Werst entfernten Stadt Saratow hin. Die einwohner dieser Colonie ziehen viel Obst, pflanzen Taback und Runkelrüben. Seit vielen Jahren existiert hier eine bedeutende Zuckerfabrick. Einst wohnte hier mehrere Jahre der berühmte Landschaftsmahler v. Kügelchen. Bisweilen versammeln sich hier in der schönsten Jahreszeit einige benachbarte Prediger mit ihren Familien und genießen ein paar Tage hindurch die bezaubernd schöne Natur dieses reizenden Thales.
Ja Jahre 1836 zählte das Kirchspiel Ustsolicha 817 Familien, 7988 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 438 Geborene, 277 (?) Confirmirte, 76 Getraute, 125 Gestorbene, 1429 Schulkinder.
7. Kirchspiel Lesnoi-Karamisch.
a) Lesnoi-Karamisch (Grimm), Wohnort des Pastors, eine der größten und schönsten Colonien der Bergseite, an dem Flüßchen Karamisch – wovon die Colonie den Namen erhalten – an der Astrachanschen Poststraße, 86 Werst von Saratow; (1836) 276 Familien. Die nächsten Pastorate sind das Ustsolicha’sche 9, Talowka 31, Oleschna 25, Norka 35 Werst, jährlich ist hier ein Jahrmarkt.
Pfarrcolonien:
b) Gololobowka (Dönhof), schöne Colonie, 256 Familien, 12 Werst v. Pfarrhause.
c) Karamischewka (Bauer), 135 Familien, 8-10 Werst vom Wohnoerte des Predigers.
d) Rososchi, 88 Familien, 12-15 Werst vom Pastorate.
Im Jahre 1836 zählte das Kirchspiel Lesnoi-Karamisch 755 Familien, 7591 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 402 Geborene, 166 Confirmirte, 81 Getraute, 159 Gestorbene, 1159 Schulkinder.
8. Kirchspiel Wodenoi-Bujerak.
a) Wodenoi-Bujerak (Stephan), Wohnort des Predigers, (1836) 110 Familien, ungefähr 140 Werst von Saratow, unweit der Wolga, etwa 19-15 Werst von der Astrachan’schen Poststraße. Das nächste Pastorat Ustkulalinka 20-25, dann Lesnoi Karamisch gegen 50 Werst. Ref. Ist weder in diesem, noch im nächstfolgenden Kirchspiele gewesen, weiß aber, daß die meisten Colonien dieses und des nächstfolgenden Kirchspiels Ustkulalinka nahe der Wolga und sehr schön gelegen sind.
Kirchspielscolonien:
b) Tscherbakowka, 123 Familien. Diese Colonie besitzt ein Thal, welches hochgerühmt wird. Es soll die reizende Beschaffenheit dieses Platzes die gesteigertsten Erwartungen übertreffen; in einem Kreise von 5 Wersten sollen gegen oder über 25 Wassermühlen stehen, welche sämmtlich ihre Wasser aus den nahen Bergquellen erhalten; bei diesen Mühlen sind die schönsten Obst (besonders Aepfel-) Sorten.
c) Werchnaja-Gräsnucha, 145 Familien.
d) Krestowoi-Bujerak, 76 Familien.
Im Jahre 1836 zählte das Wodenoi-Bujeraker Kirchspiel 454 Familien, 4350 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 227 Geborene, 80 Confirmirte, 53 Getraute, 105 Gestorbene, 776 Schulkinder.
9. Kirchspiel Ustkulalinka.
a) Ustkulalinka (Galka), Wohnort des Predigers; 1836 164 Familien; nahe der Wolga, an einem Arm derselben, unweit der Astrachan’schen Poststraße; etwa 160 Werst von Saratow, 30 Werst von der Kreisstadt Kamäschie, 20-25 Werst von nächsten Pstorate Wodenoi-Bujerak, 70 Werst von Lesnoi-Karamisch.
Kirchspielscolonien:
b) Nischnaja-Dobrinka, 165 Familien
c) Werchnaja-Dobrinka, 105 Familien
d) Werchnaja-Kulalinka, 114 Familien
e) Buidakow-Bujerak, 89 Familien.
Dieses Kirchspiel zählte im Jahre 1836 637 Familien, 3629 Seelen beiderlei Geschlechts; 1832 323 Geborene, 122 Confirmirte, 49 Getraute, 130 Gestorbene, 1074 Schulkinder.
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

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3. Kirchen- und Schulwesen in den Saratow’schen evangelischen Colonien.

Jede, auch die kleinste Colonie besitzt ihre eigene Kirche und ein Schulhaus, fast überall in der Mitte des Ortes. Bei jeder Kirche befindet sich mindestens eine Kirchenglocke; größere Colonien haben deren zwei, einige euch drei, welche beim Läuten gezogen werden. Seit einigen Jahren fängt man in den Colonien an, kleinere Kirchen zu bauen, die meisten sind bis jetzt noch von Holz, so such sämmtliche Schulhäuser. Da sich die Bevölkerung in den Colonien sehr mehrt, so sind bereits Kirchen und Schulhäuser fast überall zu klein, ein Übelstand, dem jedoch allmählich abgeholfen wird.
An jedem Sonn- und Festtage wird in jeder Colonie, entweder vom Kirchenspielsprediger oder vom Ortsschullehrer Vormittags Gottesdienst und Nachmittags Kinderlehre (Katechisation) gehalten. Der Vormittagsgottesdienst fängt gewöhnlich um 10 Uhr an. Ungefähr eine Stunde vor dem Gottesdienste werden durch dreimaliges Läuten die Einwohner des Ortes zum Gottesdienste gemahnt; mit dem dritten Geläute, welches durch alle Glocken geschieht, begibt sich der Pastor oder der Gottesdienst haltende Schullehrer in das Gotteshaus. Der Gottesdienst in den Colonien geschieht ganz nach Vorschrift der neuesten Agende, und ist durch den vollen Gesang der fast immer zahlreichen Versammlung überaus erhebend. Hält der Schullehrer Gottesdienst, so liest er aus dem vom Pfarrer ihm angewiesenen Predigtbuche eine Predigt und die bezeichneten Gebete. Die üblichsten Postillen sind die von Brastberger, Schöner, Franke und einigen Anderen aus noch früherer Zeit; die gebräuchlichsten Gebetsbücher von Arndt und Schmolck. Das in den Colonien allgemein gebräuchliche Gesangsbuch besteht in einer Sammlung von Kirchenliedern aus den von den Colonisten aus dem Vaterlande mitgebrachten Gesangsbüchern – besonders dem Marburger Gesangsbuche – und enthält gegenwärtig 823 Lieder.
Die sogenannte Kinderlehre findet – wie bereits gesagt – an jedem Sonntag Nachmittage mit der erwachsenen und Schuljugend statt. Durch den Pastor geschieht die Katechisation entweder über das Evangelium des Tages oder einen anderen biblischen Abschnitt. Hält der Schullehrer Kinderlehre, so fragt er den Katechismus ab, und läßt einige Capitel aus der Bibel lesen. Die Sonntagskinderlehre durch den Schullehrer ist eine Repetition des Schulunterrichtes, der nur im Laufe des Winters ertheilt wird. Es ist ein großer Übelstand bei den Kirchen in den Colonien, daß sie nicht allein nicht geheizt werden können, sondern auch so leich gebaut sind, daß bei einigen Graden Kälte, besonders bei stürmischkaltem Wetter nicht ohne Gefahr für die Gesundheit darin Gottesdienst gehalten werden kann. Unter solchen Umständen wird die Schulstube benutzt, welche aber, kaum für die Schuljugend groß genug, eine zahlreiche Versammlung unmöglich macht. Dies ist um so mehr zu beklagen, als gerade im Winter kein Geschäftszerstreuung, wie im Sommer, die Theilnahme Vieler oder Aller am Gottesdienste oder an dem Jugendunterrichte erschwert. Ref. Hat überdies im Saratow’schen, von Seiten der Eheleute die Theilnahme an der Sonntagskinderlehre im Allgemeinen sehr vernachlässigt ward, was das allmähliche Entschwinden der Bibelkenntniß zur natürlichen Folge hat, um so mehr, als sich im Allgemeinen ein häuslicher Bibelgebrauch eben nicht sehr zu Tage stellt. Da die Bibel, besonders das N. Test. In den Colonien als Lesebuch in den Kirchenschulen gebraucht wird, so kann aus dem bedeutenden jährlichen Verkaufe von Bibeln und neuen Testamenten nicht sicher auf den häuslichen Gebrauch des Bibelwortes geschlossen werden. Eine allgemeinere Theilnahme der Verheuratheten an dem Religionsunterrichte der Jugend an jedem Sonntag Nachmittage – besonders zur Winterzeit, wo der Landmann keine auswärtige Geschäffte hat – würde gewiß der fortschreitenden christlichen Erkenntniß der Eheleute zum größten Segen gereichen.
Jede Gemeinde hat einen Kirchenvorstand unter der Leitung des Kirchenpredigers – gegenwärtig nach der im Kirchengesetze vergeschriebenen Ordnung eingerichtet. Ein paar Mitglieder Vorstandes – sonst Kirchenvorsteher geheißen – sammeln während des Gottesdienstes, mittelst Herumtragens eines sogenannten Klingelbeutels, freiwillige Opfer zum Beßten der Kirche. Aus diesen Collecten und einigen Gebühren bilden sich und bestehen die Kirchencassen, deren Verwaltung zunächst dem Kirchspielsprediger obliegt.
In jeder Colonie besteht eine Kirchenschule unter Aufsicht und Leitung des Predigers. Diese Schule besucht die Dorfjugend beiderlei Geschelchts zu gleichen Zeit vom 7-15ten Jahre, vom Oktober an bis Ostern. – Ein Schullehrer, welchen die Gemeinde besoldet, ertheilt hier täglich während der genannten Schulzeit Morgens von 8-12 Uhr und Nachmittags von 2-5 Uhr Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen, im Katechismus, und übt die Kinder in christlichen Gesängen und Gebeten. Zeitweilig kommt der Kirchspielsprediger zur schule, hält allgemeine Prüfung und ertheilt Religionsunterricht. Gebräuchliche Schulbücher sind: für die Anfänger ein einfaches ABC Buch und der Katechismus Luthers; für die reiferen Schüler das N. Test., oder auch die ganze Bibel und der Katechismus Luthers, herausgegeben von Ewers.
Das Resultat dieses Unterrichts, namentlich in der Religion, im Gesange, in der Uebung des Gebets und im Lesen ist im Allgemeinen höchst erfreulich und verdient Bewunderung bei Berücksichtigung des Umstandes, daß sich die Zahl der Schuljugend in den größeren Gemeinden meist gegen und über 200, in einigen Colonien sogar über 300 und 400 Schüler beiderlei Geschlechts beläuft, welche alle, und zwar in der Regel geleichzeitig, von Einem Schullehrer beschäftigt werden; ferner, daß es nicht wenigen Kindern an Büchern fehlt und außerdem viele der Schullehrer – von den Colonisten Schulmeister genannt – in dem Fache, das sie trieben, eben keine Virtuosen sind. Die Schulhalter stammen, Wenige ausgenommen, Alle aus den Colonien, und erwerben sich die nöthigen Kenntnisse ihres Berufes erst in den ersten paar Jahren ihres Amtes unter der Einwirkung der Geistlichen. Uebrigens gibt es unter denselben einige recht tüchtige Schulmänner.
Im Schreiben und Rechen steht es indeß in diesen Schulen im Allgemeinen etwas mißtlich. Aeußerst wenige Schüler versteigen sich bis zu dieser Höhe des Wissens, und unter diesen wenigen ist die Zahl derjenigen sehr gering, die es in den genannten Zweigen zu einer genügenden Fertigkeit bringen. Unter der weiblichen Schuljugend gibt es überall nur selten Beispiele solcher, die sich der Rechen- und Schreibekunst hingeben; es mußte denn seit dem Abgange des Referenten aus dem Saratow’schen (1832) in den bezeichneten Momenten wundersam schnell besser geworden sein, was was herzlich zu wünschen, aber schwerlich der Fall sein dürfte, so lange die Schulstuben für diesen Zweck zu enge sind, und die Aelteren vieler Kinder theils die Nutzlichkeit solcher Fertigkeiten übersehend das nötige Material, Papier sc. Verweigern, theils wohl auch wegen Armuth es verweigern müssen. Die Unterrichtsmethode in den meisten Schulen dieser Colonien ist die gewöhnliche einzele Abhörung der aufgegebenen Lection. Vor einigen Jahren wurde in einigen , wenn nich in allen, Colonialschulen das Bell-Lancastersche Unterrichtssystem eingeführt, allein ohne langen Bestand, wahrscheinlich, weil sich weder die Schulstuben dazu eigneten, noch auch die Schullehrer sich in diese Methode finden konnten. Bei einer eingermaßen Zeit ersparenden Lehrmethode und Abhülfe der anderweitigen Bedürfnisse durch Einrichtung geräumiger Schulstuben, Anstellung tüchtiger Schullehrer und regere Hingebung der Aeltern für eine etwas umfassendere Bildung ihrer Kinder – könnte die Colonistenjügend, wenigstens eine bedeutende Zahl derselben, auch noch in der Landessprache und einigen anderen nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden. Ref. scheint es, daß diesem Bedürfnisse durch ein Institut zur Ausbildung tüchtiger Schullehrer – tüchtig für den betreffenden Zweck und durch Bewilligung eines angemessenen Schullehrergehaltes, - leicht abgeholfen werden könnte. Beides würde die Kräfte der Gemeinden, welchen es zum Beßten kommt, nur in geringem Maße ansprechen, die Besoldung der Schullehrer bei kleinen Gemeinden ist sehr gering, dagegen in großen Gemeinden den Bedürfnissen dieser Schullehrer ziemlich angemessen. In Rücksicht der Heizung der Schulstuben ist es in einigen Colonieen Gebrauch, daß jedes Schulkind täglich ein Scheit Holz mit zur Schule bringt – die Schulbücher unter dem einen, das Holz unter dem anderen Arm! – Da die Schulstuben nirgends ein Vorzimmer haben, so sitzen die Kinder während der ganzen Zeit des Unterrichts in dem ohnehin nicht überwarmen Schulzimmer in ihren Winterkleidern. Die beträchtliche Entfernung der Wohnung vieler Kinder von der Schule und die übergroße Zahl der Schüler hat bereits, wie wir hören, mehreren großen Gemeinden die dringende Notwendigkeit begreiflich gemacht, zwei Schulen im Orte einzurichten.
Es ist des Schullehrers Pflicht, jeden Morgen, bei Tagesanbruch ungefähr eine Viertelstunde lang die Kirchenglocke zu läuten, ebenso am Mittage und am Abend. Wie ihm überhaupt das Geschäft des Glockenläutens obliegt, so hat er dies besonders auch beim Ableben eines Gemeindemitgliedes zu beobachten. Ist ein Erwachsener gestorben, so wird erst einige Zeit mit der größeren, bei Kindern mit der kleineren Glocke geläutet, und die übrigen Glocken stimmen dann ein. Bei Beerdigungen wird bis nach völlig vollzogenem Begräbnisse mit allen Glocken geläutet, bei Trauungen, bis das Brautpaar mit seinen Zügen und der Prediger im Gotteshause eingetreten sind. Des Schullehrers Pflicht ist ferner, beim Gottesdienste und allen Amtsverrichtungen des Pfarrers den Gesang zu leiten (Orgeln findet man nur in einigen Kirchen), in Abwesenheit der Geistlichen Leichen zu beerdigen und Nothtaufen zu verrichten. Da außer dem Predigerarchive, welches der Pastor selbst führt, noch bei jeder Getaufe, Confirmirte, Getraute, Gestorbene geführt werden, so hat diese der Schullehrer zu besorgen und zu bewahren; er steht übrigens ausschließend unter dem Kirchspielsprediger.
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

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4. Geschäftsweise der Saratow’schen Kirchspielsprediger.

In den Saratow’schen Colonieen gibt es keine Haupt- oder Mutterkirchen. Die Gemeinde, wo der Pastor wohnt, hat daher von den anderen Kirchspielsgemeinden gar keine Vorrechte. Der Prediger hält demnach an Sonn- und Festtagen in jeder seiner Gemeinden der Reihe nach Gottesdienst. Will er etwa an hohen Festtagen am ersten Tage an seinem Wohnorte Gottesdienst halten, so hängt dies ganz von ihm ab; jedoch nur an Kronsfeiertagen pflegt er fast immer in der Kirche, wo er wohnt, den Gottesdienst abzuhalten. Es ist herkömmlich, daß alle Specialamtsgeschäffte – verstehe sich, mit Ausnahme der Krankenabendmahle und Beerdigungen – am Wohnorte des Predigers verrichtet werden. Die Prediger können daher verlangen, daß aus den Filialgemeinden die gesunden Täuflinge, die zu trauenden Brautpaare und die Confirmanden zu ihm kommen, und an seinem Wohnorte die kirchliche Handlung vollzogen werden; doch geschieht es überall, dass die Prediger in diesem Puncte den Wünschen der Betheiligten nachgehen; nur bei Unterricht der Katechismenen und die Confirmation derselben findet gewöhnlich gemeinschaftlich am Wohnorte des Predigers statt. In Kirchspielen jedoch, wo Filialgemeinden vom Pastorate beträchtlich entfernt sind, pflegt auch wohl der Confirmationsunterricht und die Confirmation daselbst zu geschehen, was dem Pastor besonders vergütet wird.
Der Hauptunterricht de Katechumenen dauert überall 7 bis 8 Wochen, wo möglich täglich ein- oder ein paarmal. Die gewöhnliche Confirmationszeit in den Colonieen fällt auf das Pfingstfest, bisweilen auch, weil es den Aeltern ihrer Feldgeschäffte halber lieber ist, auf Ostern. Der Confirmationsunterricht in den Colonieen ist in jedem christlichen Betrachte gründlich. Es wird kein Kind in die Zahl der Katechumenen aufgenommen, das nicht fertig lesen kann und den Katechismus im weiteren Sinne genau versteht; Ausnahmen werden nur im Falle unverkennbarer Geistesschwäche gestattet. Früher berechtigte das zurückgelegte 13. Jahr zur Confirmation, jetzt auch hier erst das 15., was einer noch gründlicheren und umfassenderen Religionskenntniß durchaus förderlich sein muß.
Da jede Gemeinde auch ihren eigenen Gottesacker besitzt, so verrichtet der Pastor, so oft es geschehen kann, das Begräbniß an dem Orte, wo sich die Leiche befindet. Ebenso hält er die gemeinsame Abendmahlsfeier in jeder Kirche seiner Gemeinde besonders. JEdes Gemeindemitglied communicirt in der Regel zweimal jährlich. Hauptcommunionen finden statt im Frühjahre von der Passionszeit an bis zu Pfingsten, und im Herbste vom Michaelisfest an – auch wohl etwas früher – bis zum Eintritt des Winters. Eine Communion in den größeren Gemeinden, besteht selten aus weniger als 100, auch 200-300 Theilnehmern.
Die Zahl der Geborenen und Getauften beträgt in großen Kirchspielen 3-400 und darüber, in kleineren Kirchspielen gegen und über 200. Da aber sehr oft mehrere Kinder zugleich getauft werden, auch die Einwohner der Nebencolonieen ihre Kinder meistentheils ins Pfarrhaus oder zur Kirche bringen, wo eben der Pastor Gottesdienst hält, so wird das Taufgeschäfft dadurch sehr erleichtert.
Trauungen finden, mit seltenen Ausnahmen, nur in der Zeit vom Advent bis zur ersten Fastenwoche statt; denn die jungen Brautleute halten hier auf eine möglichst frohe Hochzeitsfeier, wozu sich weder die Arbeitszeit im Frühjahre und Sommer, noch weniger die hehre Passionszeit eignet. Daher kommen im Frühjahre, Sommer, Frühherbste und in den großen Festen beinahe gar keine Trauungen vor. Es werden oft 3,4 und mehrere Brautpaare gleichzeitig getraut. Jeder Trauung in den Colonieen geht, gewöhnlich 3 Wochen vorher, die Verlobung des Brautpaars vor dem Prediger voraus, und der Verlobung erst eine vom Pastor angestellte Prüfung des Brautpaars im Lesen und in der Religion. – Dieß verdoppelt das Geschäfft des Predigers in diesem Bezuge; doch geschieht es auch hier, daß oft und meist mehrere Paare zusammen geprüft und verlobt werden.
Jede Schule wird, wenn irgend möglich, wenigstens Einmal wöchentlich vom Pastor besucht.
In allen seinen auswärtigen Amtsgeschäfften im Kirchspiele erhält der Pastor freie Fahrt; entweder die Gemeinde, zu der er kommt, oder Einzele, die seines Amtes bedürfen, schicken ihm Pferde. Es ist jetzt beinahe in allen Kirchspielen zwischen Pastor und Gemeinden die Uebereinkunft getroffen, daß der Pastor seine Amtsfahrten selbst besorgt und dafür von den Gemeinden entschädigt wird, was für beide Theile entschiedene Vortheile hat, und offenbar die auswärtige Seelsorge erleichtert und fördert, indem der Pastor die Kranken und Schulen öfter besuchen kann sc.
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

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5. Wittwen- und Waisencasse der Colonieprediger.

Seit 1808 besteht in den Saratow’schen Colonieen eine von den damaligen Coloniepredigern gestiftete, durch Allerhöchste Geschenke, jährliche Beiträge der Prediger und einige andere Hülfsquellen bis zu einem Capital von 50,000 Rub. B. A. angewachsene Colonieprediger-Wittwen und Waisencasse. Jeder verheurathete Colonieprediger, welcher diesem Institute beigetreten ist, zahlt einen jährlichen Beitrag von 20 Rubel B. A. Jede Colonieprediger-Wittwe, nachdem sie durch das Trauerjahr sämmtliche Einkünfte ihres Gatten bezogen hat, erhält jährlich denjenigen Theil Unterstützung für sich und ihre unmündigen Kinder, welcher ihr nach gleichmäßiger Berücksichtigung aller berechtigten Wittwen und Waisen aus der Casse zukommen kann. Ist die Zahl der Wittwen und Waisen gering, so beträgt die geringste Unterstützung für eine Wittwe jährlich 200 Rbl., für eine Waise jährlich 50 Rbl. Silbercours. Die Verwaltung dieses Instituts steht unter einem der Pröpste und zweien Coloniepredigern, welche letztere jährlich wechseln.
Es wird gegenwärtig daran gearbeitet, sämmtliche unter dem Moskowischen Confistorium stehende Stadtprediger zu Theilnehmern dieses Instituts zu vereingen.

6. Einige allgemeine Bemerkungen über die Beschaffenheit der Pfarrhäuser und Pfarr-Wirtschaftsangelegenheiten.

Die Wohnungen der Prediger sind in allen Coloniekirchspielen fast von gleicher Größe und Einrichtung, von Tannenholz – das Ustsolich’sche allein ist von Stein – bestehend aus 6 ziemlich geräumigen Zimmern, ein geräumiges Vorzimmer mitgerechnet. – Einige Pfarrhäuser haben außerdem noch eine oder ein paar kleine Dachstuben. Die Länge des Hauses beträgt 8, die Breite 5 Faden; die Höhe ist mittelmäßig, eine geräumige Küche mit einem Gesindezimmer und einer Ablegekammer ist auf dem Hofe, durch einen verdeckten Brettergang mit dem Hause verbunden; außerdem befinden sich auf dem Hofe die nöthigen Wirthschaftsgebäude, Holz- und Wagenremisen, geräumiger Pferde- und Kuhstall und andere Ställe. Sämmtliche Bauten werden vom Kirchspiele unterhalten; die Aufsicht führt ein dazu gewählter Kirchspiels-Kirchenvorsteher.
Jedes Pastorat hat beim Hause einen ziemlich großen Gemüsegarten, größtentheils auch einen kleineren Garten mit Obstbäumen, meist Äpfel- u. Kirschenbäumen, Blumen sc. Außerdem erhält jeder Prediger von der Colonie, wo er wohnt, einen oder ein paar Acker nahe am Orte, zum nöthigen Gemüsebau; dieses Land und meist auch den größten Theil des Hausgartens benutzen die Prediger auf der Wiesenseite zum Tabaksbau.
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

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7. Pfarreinkünfte der Saratow’schen evangel. Colonieprediger.

Die Einkünfte der Prediger in diesen Colonieen werden, mit einigen Ausnahmen, nach gleichem Maßstabe gereicht, das Mehr oder Weniger der Einkünfte durch die Größe des Kirchspiels bedingt. Jeder Kirchspielsprediger erhält freie Wohnung nebst Brennholz in Scheiten, so viel nöthig, und empfängt, aus der beim Saratow’schen Tutelcomptoir für die abendländischen Ansiedler befindlichen, jährlich zu diesem Zwecke von den Colonisten erhobenen Summe einen Jahresgehalt von 600 Rbl. B. A., tertialweise ausbezahlt; es wird ihm der Tertialbetrag vom Kreisobervorsteher eingehändigt. Außerdem erhält er:
1) Von jeder Familie aus sämmtlichen Colonieen seines Kirchspiels nach dem Zahlbestande derselben am Jahresschlusse ein gehäustes Pudowk (50 Pfund) Waizen und ein gleiches Maß Roggen. Das Maß (Pudowk) Waizen gilt nach gewöhnlichen Preisen etwa 80-85 Kop. K., Roggen 40-45 Kop. K. – Bisweilen, doch selten, steigen die Preise bedeutend höher.
2) Von jeder Familie 2 Pud Heu, - ein Pud etwa 12-15 Kop. K. – Getreide und Heu werden im Herbste nach der Aernte von den Gemeinde Vorstehern und den Gemeinde-Kirchenältensten entgegengenommen, und dem Pastor zugestellt.
3) Für eine Kindtaufe 50 Kop. Kupfer.
4) Von jedem Confirmanden 1 Rbl. K.
5) Für Verlobung und Trauung 2 Rbl K.
6) Für jede Beerdigung, wo der Pastor zugegen ist 50 Kop. K. Für das Begräbniß eines Erwachsenen, besonders wenn eine Leichenrede in der Kirche gehalten wurde, selten weniger als ein Rubel K.
Bei Communionen erhält der Prediger kein Accidenz, nur in wenigen lutherischen Gemeinden ist es noch Sitte, daß Abendmahlgenossen einige Copeken am Altare niederlegen, die dem Pastor bestimmt sind; dagegen werden Krankenabendmahle nach Vermögen mit Geld bezahlt (mit 50-100 Kop. K., von Wohlhabenden noch mehr.)
Außer den notirten Einkünften erhält der Pastor noch für ertheilte Kirchenscheine ein übliches Honorar von 50-100 Kopeken für einen Schein. – In den Kirchspielen auf der Bergseite der Wolga wird im Allgemeinen von den Eingepfarrten bei Entrichtung der Amtsgebühr das Bestimmte nicht überschritten; dagegen erhalten die Prediger der Wiesenseiter Kirchspiele, besonders der oberen Wiesenseite, von Wohlhabenden selten weniger, als das doppelte des stipulirten Accidenzes.
Diese bezeichneten Pfarremolumente sind als enverändelicher Maßstab für alle Kirchspiele zu betrachten. Abweichungen von dieser Norm kommen selten vor, etwa nur bei den kleineren Kirchspielen, wenn einem vorzüglich gewünschten Prediger durch erhöhung eines oder mehrerer Momente des Gewöhnlichen die Annahme der Vocation näher gelegt werden soll.
Aus der gegenwärtigen Kirchenordnung ist zu ersehen, daß ein, wegen Krankheit oder Altersschwäche dimittirter Pfarrer bis zu seiner anderweitigen Anstellung oder bis zu seinem Ableben jährlich den dritten Theil sämmtlicher Pfarreinkünfte von seinem Nachfolger erhält. Ob hierzu auch das Jahrgehalt zu rechnen, ist Ref. unbekannt.
Da im Saratow’schen fast alle Lebensmittel in geringem Preise stehen, und selbst die gebräuchlichsten Luxusartikel, Thee, Zucker, Kaffee sc. Unbedeutend theuerer sind, aks z.B. zu Moskau, so verhalten sich die Einkünfte einer Saratow’schen Coloniepredigerstelle zu den Ausgaben eines Predigers, falls dieser mäßig zahlreiche Familie hat, ziemlich conform; bei einigermaßen besseren Getreidepreisen als die eben gesetzten, kann er ohne wesentlich größere Einschränkung als die, welche ohnehin Venunft gebietet, ohne Nahrungssorgen leben. Hat er aber zahlreiche Familie, muß er die Erziehungskosten seiner Kinder von seinen Pfarreinkünften bestreiten, so schützen ihn diese nicht vor schweren Sorgen.

9. Von dem Verhältnisse der Colonieprediger zu ihren Gemeinden.

Die Colonieprediger stehen bei ihren Eingepfarrten in hoher Achtung. Weiß sich der Seelsorger, so weit es seine Pflicht gestattet, in ihre Denk- und Lebensweise zu schicken, ist er ihnen möglichst gefällig und begegnet ihnen stets freundlich und liebreich, so sind sie ihm, wie dies auch ganz natürlich, mit ganzer Seele zugethan, so verehren sie ihn, wie ihren väterlichen Freund, und vertrauen ihm als einem solchen. Im entgegengesetzten Falle sind sie leicht bereit, sich gegen ihn in Widerspruch zu stellen und seine Amtsfreudigkeit zu düstern. Ref. hatte Gelegenheit genug, die dasigen Predigerverhältnisse genau würdigen zu lernen, und er erklärt mit aufrichtigem Herzen, daß er für einen Geistlichen, der sich seinem Berufe mit ganzer Seele hingibt, kein liebenswürdigeres und gesegneteres Predigerverhältnis geben kann, als das eines Saratow’schen Coloniepfarrers.

Die meisten Prediger wohnen sich so nahe, daß unter ihnen und ihren Familien ein recht socialer Verkehr stattfinden kann.
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karlych56
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

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DIE DEUTSCHEN KOLONISTEN IM SAMARASCHEN UND SARATOWSCHEN GOUVERNEMENT 1865 dr.Carl Hempel:
"Das Schulwesen liegt noch recht im Argen;schwache,ungenügende Lehrkräfte,beschränkte Räume,Mangel jeglichen Schulzwanges-dabei können die
Resultate nicht erheblich sein.Schreiben können die wenigsten,doch wird darauf gehalten,daß alle lesen lernen und in ihrer Religion Bescheid wissen;
immerhin ist die Schulbildung aber in den evangelischen Kolonien weit geförderter als in den katholischen und die Pastoren beginnen das Schulwesen
nach Kräften zu heben.Außer den Elementarschulen existiren in Katharinenstadt,in Goloi-Karamysch und Priwalnaja Schulen,wo vorzüglich russisch
gelehrt wird; die Leistungen sind aber gering.Von mehr Bebeutung sind die beiden Kreisschulen zu Lesnoi-Karamysch und Katharinenstadt.Für den
Unterhalt dieser Anstalten muß jede männliche Seele in den Kolonien järlich fünf Kop.S.steuern,an jede dieser Schulen sind zwei Lehrer angestellt.
Der Zweck der Anstalt ist, Waisenkinder zu Lehrern und Kolonienschreibern heranzubilden.Der Cursus dauert drei Jahre und die Zöglinge sind nach ihrem
Abgange sechs Jahre hindurchzum Gemeindedienst verpflichtet.
Die angeführten russischen Schulen haben,wie gesagt,sehr wenig genutz;so weit die Kolonien reichen,hört man die Landessprache gar nicht,oder in der
Nachbarschaft der Russendörfer nur eine schreckliche Verunstaltung derselben;hundert Jahre haben nicht vermocht die Deutschen von ihrer Sprache abzuwenden.
Der wahre Grund,weßhalb das Deutschthum sich hier so lange gehalten,ist die conservative Zähigkeit,die namentlich dem deutschen Bauern innewohnt;
dazu kommt noch,daß den Kolonisten von vorne herein erhebliche Privilegien eingeräumt wurden,in Folge deß sie sich weit vornehmer als die russischen
Bauern achten .Bei den Kolonisten,die in Saratow ansäßig wurden,ist die Sachlage natürlich eine ganz andere;bei ihnen fielen alle angegebenen Umstände
fort, sie pflegen auch schon in der dritten Generation kaum noch deutsch zu sprechen.
Vergleichen wir damit das Schicksal der französischen Bestandtheile der Emigration,die doch in manchen Kolonien die Mehrzahl bildeten.Was hat das
Franzosenthum in diesem harten Kampfe mit widerstrebender Natur und ungünstigen Umstände für Eroberungen gemacht? Durchsuchen wir alle Kolonien,
kein französisches Wort trifft unser Ohr,keine französische Wirthschaft lenkt unsere Aufmerksamkeit auf sich!Wo sind sie geblieben?Sie liefen auseinander,
flohen vor der schweren Feldarbeit und zerstreuten sich im wieten Reiche als Friseure,Puzmacherinnen,Köche und vor allem als Erzieher und Erzieherinnen,
die ihr sauberes Patois den hoffnungsvollen Sprößlingen des russischen Landadels beibrachten.
Schwer möchte es zu entscheiden sein,welches deutschen Dialecte die Mundart der Kolonisten ähnelt.Die Plattdeutschen,welche sich in der Minderzahl
befanden,konnten ihre Sprechart ebenso wenig halten,als die Schweden und Dänen ihre Sprache,die mittel-und süddeutschen Dialecte aber sind völlig in
eins verschmolzen,so daß man sagen kann die deutsche Volkssprache ist hier thatsächlich geeinigt.Ich habe Anflänge und Elemente der verschiedensten
Dialecte wiedergefunden,gemischt mit veralteten Ausdrücken der früheren hochdeutschen Schriftsprache,die sie wahrscheinlich von ihren ersten Predigern
und Schulmeistern aufgenommen haben.Es kann mir nicht einfallen mich hier in eine dialectologische Untersuchung einzulassen,ich will nur bemerken,daß
ebenso wie das Plattdeutsche gänzlich verschwunden ist,auch von jenen oberdeutschen Mundarten,die dem Uneingeweihten so unverständlich sind wie
eine wildfremde Sprache ,nichts mehr vorkommt.Am meisten hört man noch das Schwäbische und Sächsische heraus."
Автор приводит таблицу,с каких земель приехали колонисты.Французы показаны в пяти колониях,все на Wiesenseite.По переписи 1798г.в
кол.Franzosen ,встречаются только немецкие фамилии.
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение karlych56 »

Из чего были построены дома,хоз.постройки,размеры домов,дворов,домашняя утварь поволжских колонистов описывает в1865 году
Dr.CARL HEMPEL:"Die bauliche Anlage der Kolonisten ist eine außerordentlich einfärmige,sie sind alle vorschriftmäßig wie nach der Schablone gebaut,
deßhalb bieten sie auch nicht im entferntesten den erguicklichen Anblick der deutschen Dörfer mit ihrer freien naturwüchsigen Gestaltung,ihren Obstgärten,
Teichen und Bächen.Statt rother Ziegel-oder moosiger Strohdächer sind hier alle Häuser mitt schmuzig grauen Bretten belegt.Die Straßen laufen ganz gerad-
linigt und schließen eine bestimmte Anzahl gleicher Gehöfte ein.Jede Hofstelle ist ungefähr dreißig Faden lang und funfzehn Faden breit,davon ist die Hälfte
Gartenland,die andere Hälfte besteht aus dem Hofraum,dem Wohnhaus,den Viehställen,der Scheune und dem Vorrathshaus.Das Haus ist gewöhnlich acht Faden
lang und vier Faden breit,ist einstöckig und hält zwei Zimmer,Küche und Flur.Die Hausthüre fürt fast immer nach dem Hofe und zunächst auf eine überdeckte
Gallerie,die in der besseren Jaahreszeit den Lieblingsausenthalt der Familie bildet.Häufig befindet sich oben noch ein Dachstübchen.Rund um den Hofraum
laufen nun die Ställe und übrigen Wirthschaftsgebäude,darunter auch das Badehaus,das im Sommer auch als Wohnhaus benutz wird,im Winter aber dem ganz
jungen Vieh zum Aufenthalt dient.Daß alle Gebäude ein Viereck bilden und alle Thüren in den eingeschlossenen Hofrsum gehen,ist eine treffliche Einrichtung
wider die eisigen Winde im Winter und hat überdies etwas abgeschlossen Behagliches.Man steht aber bald,wenn man in eine Kolonie fährt,daß man sich nicht
in einem großen Russendorfe befindet,nicht nur indem hier alles von größerer Wohlhäbigkeit,Ordnung und Reinlichkeit zeugt,man gewahrt auch überall jenes
Streben zum Größeren und Massenhafteren,wie es einmal der deutsche Sinn liebt.Noch bemerke ich,daß der Kolonist nicht selten Gebäude aus Feldsteinen
(meist Kalkstein) aufführt;eine billige und praktische Methode;die inneren Wände sind dann aus getrockneten Ziegeln gemauert.
Die Einrichtung der Häeser und das wenige Mobiliar ist wieder mehr deutsch.So erinnern die grellen Farben und die Malereien an den Holzverkleidungen und
Decken sehr an die deutschen Bauerstuben,ebenso die zahlreichen bauschigen Betten mit buntfarbigen Ueberzügen in großen Himmelbettstellen,und die vielen
für die Hauswirthschaft nöthigen Geräthe.Eigenthümlicherweise findet sich hier die norwegische Sitte nach Maßstab des Reichthums kupferne Kessel in der
Wohnstube aufzustellen;den Ursprung dieser Sitte weiß ich nicht anzugeben."
Eine Faden-6 Fuß-
selena
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение selena »

Прошу помощи у знатоков! Из приведённого издания 1840 г. следует, что колония Базель относилась к церковному приходу Баратаевка. Мне же прислали из архива выписку о рождении деда в 1882г.с указанием церковной книги прихода Рязановка. В какие годы к какому приходу относилась колония Базель? Где-то читала, а теперь не нахожу.
artvit
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение artvit »

selena писал(а):Прошу помощи у знатоков! Из приведённого издания 1840 г. следует, что колония Базель относилась к церковному приходу Баратаевка. Мне же прислали из архива выписку о рождении деда в 1882г.с указанием церковной книги прихода Рязановка. В какие годы к какому приходу относилась колония Базель? Где-то читала, а теперь не нахожу.
Selena, поделитесь пожалуйста из какого архива вам прислали выписку о рождении? Ведь документы по рождениям, согласно Плеве, есть только за года 1861-1874 и 1891-1917. Мой прадед родился в Базеле в 1878, ваш в 1882. Так получается, что записи о рождении между 1874 и 1891 всё таки есть?
интересуют:
Франц (Franz) из Боаро
Миллер (Müller) из Цюрих (Zürich)
selena
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение selena »

Мой дед, как оказалось, закончил Технологический институт в Питере. Послала туда запрос и в личном деле его есть выпись из метрической книги прихода Рязановка Николаевского уезда Самарской губернии. Я посмотрела (здесь же на форуме), эти книги находятся в архиве Энгельса, послала туда запрос, но мне бы хотелось знать: в 1842 г, когда родился прадед, к какому приходу относился Базель? Почему я уверена, что дед родился в Базеле? Есть удостоверение личности уже революционных лет,где сказано, что он-гражданин села Базель и рождён в 1882г.По Рязановке метрические книги есть за эти годы тоже в Энгельсе, но они предупреждают, что платишь за просмотр книги одного года, независимо от результата.Так следует выяснить сначала приход, чтоб действовать наверняка. В архиве Энгельса есть по Неб (Рязановка)
Метрические книги:
о рождении и крещении за 1820-1827г.; 1834-1863г.; 1880-1895 г.;
о бракосочетании за 1820-1827г.; 1898-1923 г. (не полные данные);
о смерти за 1820-1863 г.;
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение AndI »

selena писал(а): какие годы к какому приходу относилась колония Базель? Где-то читала, а теперь не нахожу.
Базель с 1780 года и непрерывно относится к церковному приходу Беттингер (Баратаевка)
В 1842 его обслуживал пастор Johann Pundani

До этого с 1768 по 1780 Базель обслуживался для лютеран из прихода Южный Катариненштадт, для реформатов из прихода Северный Катариненштадт.

А кто был пастором, выставившим выписку о рождении прадеда?
Далее - детей крестили не только в своем приходе, да и рождались они не всегда по месту жительства.
Какая никакая внутренняя миграция в колониях происходила. По самым разным причинам. Часто колонисты были прописаны в одной колонии, а проживали годами в другой (поденщики, ремесленники, перешедшиме в иные сословия - напр. купеческие, учителя, и пр. )
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение selena »

Обряд крещения совершил пастор Хепнер. А если ,допустим, отец ребёнка купил дом в г.Николаевске,к какому приходу он относился? В выписи отец младенца назван землевладельцем, но не указано, где был его хутор.
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение selena »

И тогда мне совсем непонятно, на каком основании Сельский Исполком Базельского Совета выдаёт моему деду удостоверение личности в 1919 году? Пусть он там не жил (вполне понятно, что многие заимели хутора,купили дома), но зачем они с двоюродным братом Андреем Леманом ехали из Оренбурга специально в Базель, чтобы получить там документы, удостоверяющие личность? Ч считала, потому, что там были все книги, по которым им могли такие документы выдать. А если запись была сделана в метрической книге другого прихода, возможно пересылалось какое-то сообщение по месту приписки и заносилось в какие-то реестры? И почему тогда приписка к определённой колонии сохранялась, несмотря на многолетнее в ней отсутствие? Почему не менялась с местом постоянного жительства?
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение AndI »

selena писал(а):Обряд крещения совершил пастор Хепнер.
Этого быть не может. В 1842г. пастор Хептнер Теодор Эмиль ходил еще в Петришуле в Ст. Петербурге.
Он перенял приход Рязановки (Неб) в 1862 г и служил там до своей смерти в 1894 т.е он мог сделать эту выписку.
К этому приходу относились и лютеране Дубовки, а в последствии и Николаевска (если Вы имеете ввиду нынешний Пугачев)
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение Schutzer »

selena писал(а):И почему тогда приписка к определённой колонии сохранялась, несмотря на многолетнее в ней отсутствие? Почему не менялась с местом постоянного жительства?
Потому, что в новой деревне могли приписать только человека имеющего СОБСТВЕННОСТЬ в этой деревне. Поэтому годами и работали в других деревнях, арендовали там землю, чтобы купить себе клочок земли и приписаться по месту нового ЖИТЕЛЬСТВА.
Franz, Felsinger, Haak, Armbrüster, Beller, Horn, Herdt, Pabst aus Krassny Jar, Saratow
Fröscher, Köhler, Gillung, Hecht, Arnold, Breitenbücher, Scheufele, Wächter aus Taurien
Жажда- ничто, имидж- все.
selena
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Re: Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение selena »

AndI пишет:
Этого быть не может. В 1842г. пастор Хептнер Теодор Эмиль ходил еще в Петришуле в Ст. Петербурге.
Нет,здесь речь шла о моём деде 1882г.р.который учился в институте и тогда как раз всё сходится.
Он перенял приход Рязановки (Неб) в 1862 г и служил там до своей смерти в 1894 т.е он мог сделать эту выписку.
К этому приходу относились и лютеране Дубовки, а в последствии и Николаевска (если Вы имеете ввиду нынешний Пугачев)
Значит,отец младенца,мой прадед(1842г.р) уже имел к тому времени дом в Николаевске( Пугачёве) и там крестил сына и , вероятно, всех последующих детей.А рождение его самого надо искать в книгах Баратаевки. Спасибо большое за разъяснения!
selena
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Ueber die Ssaratow’schen Colonieen

Сообщение selena »

https://ok.ru/video/2333338503859 К 170 летию со дня образования Самарской губернии (рассказывает балаковский краевед Ю. Каргин)
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